Trinkwasser-Offensive in München: Stadt bekommt 100 neue Brunnen

In der Stadt wird es künftig deutlich heißer werden. Das Rathaus reagiert und will den Münchnern mehr kostenloses Trinkwasser bieten. Dafür werden Zierbrunnen umgebaut und öffentliche WC-Anlagen in der Nähe von Parks bekommen Trinkwasserspender.
von  Sophie Anfang
Auf dem Viktualienmarkt fließt aus allen Brunnen Trinkwasser.
Auf dem Viktualienmarkt fließt aus allen Brunnen Trinkwasser. © imago/Wolfgang Maria Weber

München - Die Stadt München bekommt neue Brunnen. Und zwar richtig viele: Wie der Bauausschuss des Stadtrats am vergangenen Dienstag beschlossen hat, soll das Baureferat insgesamt 100 neue Brunnen mit kostenlosem Trinkwasser für alle Münchner errichten. Insgesamt fünf bis acht Millionen Euro wird das schätzungsweise kosten.

Die Brunnen-Offensive der Stadt bekommt damit einen neuen, deutlichen Schub. Seit Beginn der Brunnensaison sind 32 bestehende Zierbrunnen bereits so umgerüstet worden, dass das Wasser dort trinkbar ist. So kann man sich nun zum Beispiel am Fischerbuberl am Wiener Platz seine Trinkflasche auffüllen.

Seit diesem Jahr kann man das Wasser am Fischerbuberl am Wiener Platz offiziell trinken.
Seit diesem Jahr kann man das Wasser am Fischerbuberl am Wiener Platz offiziell trinken. © imago/Daniel Schvarcz

Jedes Jahr will die Stadt bis zu 15 neue Standorte für kostenloses Trinkwasser schaffen

Da die Stadt aber von einem steigenden Bedarf ausgeht, werden nun in den kommenden Jahren weitere Standorte dazu kommen. Jährlich bis zu 15 Stück pro Jahr.

Warum das notwendig ist, liegt auf der Hand: München wird immer heißer. Der ein oder andere nasskalte Regentag mag diese Tatsache vielleicht verschleiern. Aber die Fakten sind klar: Von den fünf wärmsten Jahren in München seit Beginn der Wetteraufzeichnung liegen vier in diesem Jahrhundert, kann man beim Deutschen Wetterdienst nachlesen.

Klimawandel: München wird immer heißer

Zudem gehen die dortigen Forscher davon aus, dass die heißen Temperaturen in Zukunft zunehmen werden. Im ungünstigsten Fall wird sich bis Mitte dieses Jahrhunderts die Zahl der Sommertage, das sind Tage mit mindestens 25 Grad, verdoppeln. Stephan Pauleit, Professor an der TU München, geht davon aus, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts in München mittlere Temperaturen wie in Rom herrschen. Für Kinder und Senioren wird das zu einer gesundheitlichen Belastung.

Mit diesen Plaketten macht die Stadt die Trinkbrunnen kenntlich.
Mit diesen Plaketten macht die Stadt die Trinkbrunnen kenntlich. © imago/aal.photo

Gratis-Wasser in Münchner Parks und an öffentlichen Toiletten

Auch die EU und die Bundesregierung sehen es daher inzwischen als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge an, den Bürgern Leitungswasser an öffentlichen Brunnen anzubieten. Die EU hat erst kürzlich eine entsprechende Richtlinie angepasst.

Für die ersten zehn Zierbrunnen, die umgerüstet werden, hat der Stadtrat bereits eine Finanzierung bereitgestellt. Darüber hinaus auch dafür, dass 34 öffentliche Toiletten so nachgerüstet werden, dass man dort gratis an Trinkwasser kommt. Die neuen Trinkmöglichkeiten wird es dann an den Außenfassaden geben. Bereits im kommenden Jahr sollen diese bereitstehen.

Ein Umstand, der die CSU im Stadtrat besonders freut. Denn der Großteil der Toilettenanlagen, die so umgerüstet werden, liegt in der Nähe von Parks und Sportanlagen. "Uns ist der kostenlose Zugang zu Wasser an Spielplätzen besonders wichtig", sagt Fraktionschef Manuel Pretzl, "wir sehen es grade wieder an den heißen Tagen: Erwachsene und Kinder brauchen Abkühlung, wenn sie stundenlang in der Hitze spielen."

Schon jetzt fließt aus vielen Brunnen in München Frischwasser, das man trinken kann

Die grüne Stadträtin Sibylle Stöhr verweist darauf, dass durch die neuen Trinkwasserbrunnen Plastikflaschen eingespart werden können. Das sei ein "Beitrag zum Klimaschutz und zur Müllreduzierung".

Warum es nun so zügig vorangehen kann, erklärt Nikolaus Gradl von der Stadtrats-SPD: "In München haben wir die gute Situation, dass wir schon viele Brunnen haben, die sich aus Frischwasser speisen." Diese würden nun nach und nach entsprechend beschildert - damit der Münchner auch erkennt, wo er bedenkenlos trinken kann.

Natürlich müssen die Brunnen auch gewartet, gereinigt und die Wasserqualität überprüft werden. Dafür will das Baureferat zwei Vollzeitstellen schaffen.

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