Trinken, fahren, blasen – laufen

Wer betrunken Auto fährt und von der Polizei erwischt wird, muss zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) : Beim Depperltest scheitern viele - manche sogar davor. Woran das liegt, lesen Sie hier.
von  Abendzeitung
Wer trinkt und Auto fährt, muss aufpassen: 0,5 Promille sind schnell erreicht.
Wer trinkt und Auto fährt, muss aufpassen: 0,5 Promille sind schnell erreicht. © Siegfried Sperl

MÜNCHEN - Wer betrunken Auto fährt und von der Polizei erwischt wird, muss zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) : Beim Depperltest scheitern viele - manche sogar davor. Woran das liegt, lesen Sie hier.

Es gibt Südtiroler Bier beim TÜV. „Forst“ heißt die Marke, Pils in 0,33-Liter-Fläschchen. Zweimal runter damit, eine Viertelstunde warten. Jetzt noch Autofahren? Schwer zu sagen. Das Gefühl sagt: nein. Oder vielleicht doch?

Endgültige Gewissheit bringt der Alkoholtest: Ganz tief Luft holen, blasen, warten. 0,49 Promille. Ganz knapp unter der 0,5-Promille-Grenze – aber in Ordnung. Mit einem so hohen Wert hätte TÜV-Verkehrspsychologe Thomas Wagenpfeil gar nicht gerechnet. Doch für ihn beginnt die Arbeit normalerweise erst nach dem Blasen. Wenn der Führerschein weg ist und der Autofahrer zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) muss.

Ab 18 Punkten in Flensburg, Drogenfahrten oder Alkoholdelikten – einmal mit über 1,6 Promille oder öfters betrunken am Steuer – ordnet das Gesetz die MPU an. Die findet in der Regel zehn bis zwölf Monate nach dem Delikt statt und in Deutschland rund 100 000 Mal im Jahr.

Die MPU ist ein Männerproblem

„Alkohol ist in rund zwei Drittel der Fälle Ursache oder Begleiterscheinung, sagt Wagenpfeil. Was außerdem auffällt: Die MPU ist ein Männerproblem. „Nur sieben Prozent der Teilnehmer sind Frauen, der Rest Männer.“

Drei Stunden dauert der Test, an dessen Ende sich entscheidet, ob der Autofahrer seinen Schein zurückbekommt. Oder halt nicht. Neben einer medizinischen Untersuchung ist vor allem das einstündige Gespräch mit dem Psychologen entscheidend. Er fragt nach Trinkgewohnheiten, der Alkoholfahrt, Verhaltensänderungen. Hier scheitern die Meisten.

„Der Reaktionstest spielt bei der MPU eher eine untergeordnete Rolle“

Berüchtigt ist der Reaktionstest, den auch Busfahrer für ihre Lizenz bestehen müssen: fünf Knöpfe, zwei Pedale, zwei akustische Signale. Je nach Anzeige oder Geräusch drückt oder tritt der Proband. Bevor es ernst wird, lässt ein Durchlauf Zeit zur Eingewöhnung. Besonders schwer ist das Ganze aber nicht, was auch die Erfahrung der Prüfer bestätigt: 90 Prozent der MPU-Teilnehmer schaffen den Reaktionstest locker.

Statt des Testes kann auch eine Übungsfahrt die Reaktionsfähigkeit testen. Und außerdem: „Der Reaktionstest spielt bei der MPU eher eine untergeordnete Rolle“, sagt der Psychologe.

In ganz seltenen Fällen greift auch der TÜV zum Alkoholmessgerät. Denn immer wieder kommt es vor, dass sich ein Verkehrssünder vor der MPU Mut antrinkt. Keine gute Idee – denn in dem Fall ist der Test sowieso gelaufen.

Christoph Landsgesell

Der TÜV Süd bietet jeden Mittwoch um 17.30 Uhr in der Goethestraße 4 einen kostenlosen Infoabend zum Thema MPU an. Weitere Infos: www.tuev-sued.de

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