Tribünen-Streit: Bauer bremst Kandahar-Rennen aus

Ein Landwirt klagt gegen die Tribünen, die beim Ski-Weltcup in Garmisch-Partenkirchen auf seiner Wiese stehen. Sie stehen dort seit 17 Jahren. Doch vor Gericht bekommt er Recht.
von  Sophie Anfang
Peter Fischer (l.) und Peter Samstag vom Organisationskommitee Weltcup Garmisch-Partenkirchen müssen den Zielbereich bei der Kandahar-Abfahrt neu planen.
Peter Fischer (l.) und Peter Samstag vom Organisationskommitee Weltcup Garmisch-Partenkirchen müssen den Zielbereich bei der Kandahar-Abfahrt neu planen. © Skiclub Garmisch/anf

München - Für Skifans ist es ein herber Schlag: Wenn im Januar die besten Skifahrer die Kandahar-Abfahrt herunterbrettern, wird bei der Zielabfahrt keine Tribüne mehr stehen – zumindest nicht so, wie sie die vergangenen 17 Jahre dort stand. Der Landwirt, auf dessen Grund ein Drittel der Tribüne steht, hat erfolgreich gegen das Organisationskomitee des Ski-Weltcups in Garmisch-Partenkirchen geklagt. Künftig dürfen auf seiner Wiese keine Zuschauerränge mehr aufgestellt werden.

Dabei ist die Strecke keine neue. „Wir fahren seit 1998 in das gleiche Ziel“, sagt der Chef der Organisationskommitees (OK) Peter Fischer. „Die Tribüne steht dort seit 1999.“ Seit 17 Jahren gibt es den Weltcup also schon auf dem Acker des Landwirts, 1300 Plätze der 2400 auf der Tribüne waren dort.

Laut OK laufen die Verträge zwischen Landwirt und der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen noch bis 2034. Langfristig also.

Zoff hatte es schon öfter gegeben: Die Wiese sei nach dem Weltcup nicht mehr zu gebrauchen, beschwerte sich der Landwirt. Bereits im vergangenen Jahr, bei Weltcup 2015, hatte er Schadenersatz von knapp 11 000 Euro gefordert. Vor allem an den Metallteilen, die nach dem Abbau der Ränge auf dem Gras liegenblieben, störte er sich.

Es war auch in diesem Jahr, in dem der Streit richtig entbrannt ist, berichtet Peter Samstag, der Anwalt des OK am Freitag am Rande der Gerichtsverhandlung vor dem Landgericht. „Er hat uns Hausverbot erteilt.“ Das bedeutete: Die Arbeiter hätten die Tribüne nicht aufbauen dürfen – schließlich durften sie die Wiese nicht betreten.

Im vergangenen Jahr hatte der Landwirt vor Gericht noch unterlegen

Dagegen hatte das OK eine einstweilige Verfügung erwirkt, der Weltcup konnte ungehindert und mit Tribüne stattfinden.

Nun hat der Landwirt jedoch selbst Klage eingereicht. Warum? „Weil er Streit will“, sagt Fischer. Den Kläger selbst kann man leider nicht fragen, er ist bei der Urteilsverkündung nicht anwesend – sein Anwalt ebenso wenig. Auf AZ-Anfrage bei der Kanzlei heißt es, dass dieser im Urlaub sei.

„Wir wollten immer eine gütliche Einigung“, sagt Fischer. Die Marktgemeinde habe dem Landwirt sogar ein Tauschangebot gemacht. Im Tausch gegen seine Wiese hätte er ein größeres Grundstück bekommen, das 140 000 Euro mehr wert sei. Der Landwirt ließ einen Termin beim Notar jedoch platzen.

Seine eigene, kleinere Wiese hat er dafür künftig Ski-frei gemacht. Bis zum 31.3.2017, also während des nächsten Weltcups, ist es dem OK untersagt, die Wiese zu nutzen. Zudem tragt das OK die Verfahrenskosten bei einem Streitwert von 20 000 Euro.

Warum das Landgericht zu dem Urteil kam, steht noch nicht fest, die Urteilsgründe bekommen die Verfahrensbeteiligten die nächsten Tage schriftlich zugestellt.

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Ein Knackpunkt bei der Hauptverhandlung war, dass die Verträge über die Nutzung der Wiese zwischen Marktgemeinde und Landwirt geschlossen worden waren. Das Organisationskomitee hatte das Nutzungsrecht übertragen bekommen – mündlich. Davon will der Landwirt nichts gewusst haben.

Sobald die Urteilsgründe vorliegen, werde man eine Berufung prüfen, kündigt Rechtsanwalt Samstag nach der Verhandlung an. Fischer ist die Enttäuschung anzusehen: „Jetzt kriegt man so etwas reingewürgt. Das ist Einzelwohl gegen Allgemeinwohl.“

Der Weltcup sei für die Marktgemeinde ungemein wichtig. "Für uns ist es sehr schwierig, damit umzugehen", sagte Fischer. Man werde nun alles tun, damit der Weltcup trotzdem stattfinden kann. „Wir haben einen Plan B. Aber ein Plan B ist ein Plan B.“

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