Traumziel München: Tausende Flüchtlinge erreichen Bayern

Es ist früher Samstagnachmittag, als für die ersten Flüchtlinge eine endlos scheinende Irrfahrt ihr Ende nimmt. Müde aber glücklich steigen sie in München aus dem Zug. Und sie werden freundlich empfangen.
von  dpa

Es ist früher Samstagnachmittag, als für etwa 250 Flüchtlinge eine endlos scheinende Irrfahrt ihr glückliches Ende nimmt. Müde aber glücklich steigen sie in München - ihrem Traumziel - aus dem Zug. Und sie werden freundlich empfangen.

München - "Ladies and Gentlemen, we welcome you in Munich": Die Willkommens-Ansage in holprigem Englisch ist das erste, was die rund 250 Flüchtlinge hören, als sie am Samstagmittag deutschen Boden betreten. Kurz zuvor war der Sonderzug aus Salzburg auf Gleis 27 des Hauptbahnhofs eingefahren.

Die Flüchtlinge, hauptsächlich aus Syrien, Pakistan und Afghanistan, waren zuvor tagelang am Budapester Ostbahnhof festgehalten worden. Nun gehören sie zu den ersten, die Deutschland erreichen. Viele von ihnen strahlen über das ganze Gesicht, als sie aus dem Zug aussteigen.

Von Ungarn aus waren sie über Österreich nach Deutschland gekommen. Im schönen Salzburg, wo der Zug zuletzt Halt machte, wollte niemand von ihnen aussteigen. Ihr Sehnsuchtsort ist an diesem frühherbstlichen Samstag die bayerische Landeshauptstadt.

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Mit weiteren Zügen kommen im Laufe des Tages mehr und mehr Flüchtlinge in München an. Die Regierung von Oberbayern rechnet mit insgesamt bis zu 7.000 - an nur einem Tag. Nicht alle werden unbedingt am Hauptbahnhof ankommen, sondern gleich auf Einrichtungen verteilt, unter anderem auch in anderen Bundesländern.

Direkt gegenüber von Gleis 27 hat die S-Bahn München einen Sonderzug bereitgestellt. Mit diesem werden die Neuankömmlinge zum S-Bahnhof Donnersbergerbrücke gebracht. Dort hat die Regierung von Oberbayern eine ehemalige Bahn-Lagerhalle zur provisorischen Verteilungs-Drehscheibe umgerüstet.

Die Flüchtlinge werden dort medizinisch untersucht und mit Essen und Trinken versorgt, bevor sie mit Bussen weiterfahren. Unter anderem hatte die Regierung kurzfristig zwei Hallen der Münchner Messe zu Notunterkünften gemacht.

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Die Stimmung am Münchner Hauptbahnhof ist konzentriert und ruhig. Einsatzkräfte von Polizei, Katastrophenschutz und Deutscher Bahn kooperieren mit zahlreichen ehrenamtlichen Helfern. Die Stimmung unter den Ehrenamtlichen sei "elektrisiert", sagt Colin Turner. Der 35-jährige in der orangefarbenen Warnweste ist so etwas wie der provisorische Pressesprecher der Helfer. "Wir haben Kapazitäten, ihnen zu helfen und freuen uns, jetzt loslegen zu können", sagt er.

Zusätzlich zu den Ehrenamtlichen stehen zeitweise bis zu hundert Münchner Bürger an der Absperrung zu dem Teil des Bahnhofs, in dem die Flüchtlinge betreut werden. Studenten sind ebenso darunter wie Rentner. Viele von ihnen haben Sachspenden dabei oder tragen sich in Listen ein, um freiwillig zu helfen. Der Andrang ist zeitweise so groß, dass die Ehrenamtlichen Sachspenden zurückweisen müssen.

"Meine Eltern waren selber Flüchtlinge nach dem Krieg", sagt Waltraud Vogler. Die 63-Jährige hatte Kleidung und Süßigkeiten zusammengepackt und war zum Bahnhof gekommen. Jetzt, wo nicht jede Spende angenommen werden kann, sei sie gleichzeitig begeistert aber auch ein bisschen enttäuscht, dass ihre Hilfe nicht mehr benötigt wird, da schon so viele Leute helfen.

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