Traumjob Friedhofsgärtner: Das Prüfungs-Grab

 Der 19-jährige Münchner Robert Schwarz will Friedhofsgärtner werden. Vorher muss er wie andere Auszubildende eine Prüfung auf dem Westfriedhof absolvieren. Die AZ war dabei.  
von  Jasmin Menrad
Es ist vollbracht: Robert Schwarz zeigt den Prüfern sein Abschlussgrab am Westfriedhof. Justus Hegemann (l.) wirft einen kritischen Blick auf die Arbeit, Paul Kudett tastet die Erde ab.
Es ist vollbracht: Robert Schwarz zeigt den Prüfern sein Abschlussgrab am Westfriedhof. Justus Hegemann (l.) wirft einen kritischen Blick auf die Arbeit, Paul Kudett tastet die Erde ab. © Daniel von Loeper

Der 19-jährige Münchner Robert Schwarz will Friedhofsgärtner werden. Vorher muss er wie andere Auszubildende eine Prüfung absolvieren – praktisch und theoretisch. Die AZ war dabei

MÜNCHEN - Gleich beim Fußballplatz Zamdorf ist das Blumenparadies Rankl. Weil Robert Schwarz oft mit dem Chef Rankl kickt, bot der ihm nach zwei Praktika einen Ausbildungsplatz als Friedhofsgärtner an. Am Dienstag hat der 19-Jährige mit fünf anderen Bayern seine Abschlussprüfung auf dem Westfriedhof abgelegt. Passanten haben schon nachgefragt, ob man die Prüfungs-Gräber kaufen könne.

Bei seiner Abschlussarbeit war Schwarz mutig: Hinten am Grabstein hat er Spindelsträucher mit kleinen hellen Blättern gepflanzt, die sich in einer modernen Form mit einem Bogen über das Grab ziehen. Davor sind Zwergmispeln und mittendrin blüht eine orangene Begonie. Seine zwei Prüfer, Meister der Friedhofsgärtnerei, lassen ihn den theoretischen Hintergrund zur Grabstelle erklären. „Wie muss die Erde beschaffen sein?“, fragt Prüfer Justus Hegemann. Von den Nährstoffen bis hin zur Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern und abzugeben, vergisst Schwarz nichts. Auch nicht, dass die Erde dunkel sein soll. Weil’s besser ausschaut. „Warum ist die Erde dunkel?“, fragt Hegemann. Der Prüfling stockt, vermutet, das Asche beigemischt wird. „Nein“, hilft sein zweiter Prüfer Paul Kudett, „das ist Niedermoortorf. Der ist immer dunkel, der Hochmoortorf ist hell.“

Auch wenn Robert Schwarz das nicht wusste, wird er nach der Ausbildung übernommen. Auf den 4500 bayerischen Friedhöfen gibt es genug Arbeit für den Friedhofsgärtner.

Bei der Bepflanzung seiner Grabschale wirkt der Prüfling sicherer. Mit routinierten Handgriffen füllt er die dunkle Erde in die Plastikschale, setzt eine lila Spinnenblume in die Mitte. Er zupft unschöne Blätter weg und erklärt, dass seine Fuchsien deshalb so braune Wurzeln haben, weil sie zu nass gestanden sind. Innerhalb von wenigen Minuten ist die Schale voller lila, gelber, orangener und weißer Blüten. Die Vorgabe: eine 50-Zentimeter-Schale für 100 Euro inklusive der Schleife in 20 Minuten bepflanzen. Die Prüfer sind zufrieden und plaudern zwischendurch mit ihm. „Ich hab’ gar keine Blumen zu Hause, nur den Basilikum in der Küche“, sagt Kudett. Da muss sogar der Noch-Azubi grinsen.

Wie die Gräber ausschauen sollen, das wissen die Kunden meist genau. Viele mögen es klassisch mit Blumen, aber es gibt auch Gräber mit Kräutern oder Beeren. Die kann man essen, denn die Wurzeln reichen nur ein paar Zentimeter in den Boden, der Sarg kommt erst bei zirka 60 Zentimetern. Wer’s mag, kann sich auch Blaukraut aufs Grab pflanzen lassen – Robert Schwarz hat schon ein paar Ideen, wie man den Rotkohl in Szene setzen kann.

 

 

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