Traumhaftes für die weltliche Trauung

ISARVORSTADT - Zum ersten Mal finden in den Goldbergstudios in München die „Gay Wedding Days“ statt – eine spezielle Hochzeitsmesse für Schwule und Lesben. Die AZ macht einen Rundgang.
„Da muss man die Braut nicht abschneiden“, freut sich Ferdinand Kaiser. Er und sein Verlobter Lars Binternagel schauen sich um in den Goldbergstudios in der Müllerstraße bei den „Gay Wedding Days“, der ersten Hochzeitsmesse für Schwule und Lesben. „Tortenfee“ Harald Heigel präsentiert seine Kunstwerke. Der Unterschied zu üblichen Torten: Zuoberst stehen zwei Bräutigame oder eben zwei Bräute.
„Die Idee hatte doch sicher eine liberale Hete, die eine Marktlücke entdeckt hat“, sagt Gerd Hoos, der die Messe mit seinem Freund Lutz besucht. „Hete“ steht für Heterosexueller und Hoos frotzelt: „In Wirklichkeit würden sich die zwei Lesben doch um das Kleid schlagen.“ Doch der Vorteil überwiegt: „Sonst muss man zwei Pärchen kaufen und die zwei Männer zusammenkleben,“ sagt Ferdinand Kaiser, der ja bald heiratet.
Von der Dekoration bis zum perfekten Lächeln
Neugierige Neuankömmlinge betreten den Eingangsbereich. Ein Gläschen rosa Perlwein und lockere Lounge-Musik begleiten sie in den Ausstellerraum. Unter einer XXL-Discokugel strahlt Barkeeper Oliver mit nacktem Oberkörper die Besucher an. Um ihn herum gibt’s allerlei Infos zum Thema Deko, Geschenke, Kosmetik, Foto- und Chauffeurservice. Im ersten Stock warten ein Maßkonfektionär, ein Juwelier und eine Dame die für Bleaching wirbt. Als Andenken klebt sie den Besuchern kostenlos Glitzersteinchen auf die Zähne.
Paare, die sich nicht um alles selber kümmern möchten, finden Wedding-Planer (Hochzeitsplaner), die „alle Träume realisieren“. „Schwule und Lesben sind noch konservativer als Heteropaare“, sagt Katja Kruse, Wedding-Planer und Veranstalterin der Messe.
Vertrauen ist gut, Anwalt ist besser
Unter dem Motto „Vertrauen ist gut, Anwalt ist besser“ beraten Juristen, die sich auf Partnerschaftverträge für gleichgeschlechtliche Paare spezialisiert haben. Seit 2001 dürfen Schwule und Lesben in Deutschland heiraten, sprich: „sich verpartnern“. Etwa zu 90 Prozent sind die Rechte gleich mit denen einer Hetero-Ehe – etwa beim Unterhalt. Vorteile bei der Einkommenssteuer haben sie nicht.
Nach dem Standesamt dürfen sie eine private Zeremonie, auch weltliche Trauung genannt, mit Eheversprechen und Ringetausch abhalten. Im Gegensatz zu katholischen trauen manche evangelische Kirchen auch Homosexuelle. „Je weiter man nach Norden kommt, desto liberaler sind die Menschen“, sagt Anwalt Ulrich Müller.
Dorina Herbst