Trauer um Zouzouna: "Es ist alles so schrecklich"
MÜNCHEN - Geschockt musste Elektra I. erfahren, dass es sich bei der Toten in Karlsfeld um ihre seit Jahren vermisste Mutter Zouzouna handelt. Deren Verwandte wissen noch gar nichts davon
Es war Mittwochnachmittag, kurz vor vier Uhr, als in der Giesinger Wohnung von Elektra I. das Telefon klingelte. Es meldete sich ein Beamter der Polizei und er hatte nichts Gutes zu verkünden. Noch vor Ende des Gesprächs, brach Elektra I. in Tränen aus. Zwei Jahre hatte sie ihre Mutter Zouzouna I. gesucht. Am Dienstag wurden deren sterbliche Überreste entdeckt. An einem Lärmschutzwall an der B 471. Viel mehr konnte ihr der Beamte nicht sagen.
„Es ist alles so schrecklich, ich kann es nicht glauben“, schluchzt Elektra I. Die Nachricht vom Tod der Mutter sei „ein Schock“. Für sie selbst. Und ihren Mann. Nur ihr sechsjähriger Sohn habe nicht verstanden, warum die Mutter immer weinen muss. „Er ist zu klein, er kann nicht verstehen, was passiert ist.“
Am Dienstagmittag hatten Arbeiter der Straßenmeisterei Dachau an einer Brücke der B471 in Karlsfeld einen skelettierten Leichnam entdeckt. Am Mittwoch konnte die Polizei die Identität der Leiche klären: Es handelte sich um Zouzouna I., eine vermisste Griechin aus Giesing. Die Todesumstände sollen nun die 10 Beamten der Soko „Hellas“ herausfinden. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt eine Sprecherin. Der Fall gibt viele Rätsel auf: Wurde Zouzouna I. ermordet? Wie kam sie zu der abgelegenen Stelle an dem Lärmschutzwall? Wie lange lag sie dort?
Elektra I. hatte zwei Jahre lang nichts von ihrer Mutter gehört. Sie ließ Plakate mit dem Bild der Vermissten drucken und verteilte Flyer – alles ohne Erfolg. „Nie hat sich jemand gemeldet, niemand konnte helfen“, berichtet sie.
Es war ein Sonntag im Oktober 2007, als sie ihre damals 46 Jahre alte Mutter zum letzen Mal sah. Am Vorabend ihres Verschwindens hatten sie noch gemeinsam zu Abend gegessen. Tags darauf wollte die tief gläubige Zouzouna I. zum Gottesdienst ins Kolpinghaus. Nikolai Zabelitch, der Priester von Münchens russisch-orthodoxer Gemeinde, kann sich gut an Zouzouna I. erinnern: „Sie war häufig bei uns und ein fester Teil der Gemeinde.“
Um ihre Tochter nach der Geburt des Enkels zu unterstützen, kam Zouzouna I. 2004 nach München. Ihre letzte Ruhe soll die gebürtige Georgierin jedoch im griechischen Thessaloniki finden. Dort lebt auch ihr Mann. „Wir wollen sie dort beerdigen, wo ihre Familie ist“, sagt Elektra I. Doch die weiß noch gar nichts von der Todesnachricht. Elektra I. sagt: „Ich hatte noch nicht die Kraft, meiner Familie von Mutters Tod zu erzählen.“
rke