Trauer um Familienvater: „Du warst mein bester Freund“

Karl D. stirbt, weil er seinen Sohn aus der Isar retten will. Der Handwerker hinterlässt eine hochschwangere Frau, zwei Kinder und eine Firma.
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Die Bergung des toten Familienvaters: Sonntagnachmittag wird der Leichnam des Mannes an einer Kiesbank an der Corneliusbrücke angetrieben, die Retter können nichts mehr für ihn tun.
Martha Schlüter Die Bergung des toten Familienvaters: Sonntagnachmittag wird der Leichnam des Mannes an einer Kiesbank an der Corneliusbrücke angetrieben, die Retter können nichts mehr für ihn tun.

Karl D. stirbt, weil er seinen Sohn aus der Isar retten will. Der Handwerker hinterlässt eine hochschwangere Frau, zwei Kinder und eine Firma.

MÜNCHEN Der Sonntagsausflug an die Isar endete für eine vierköpfige Familie aus Harlaching mit einer schrecklichen Katastrophe. Firmenchef Karl D. starb am Sonntagnachmittag bei dem Versuch, seinen Sohn Kevin (2) aus den reißenden Fluten Isar zu retten (AZ berichtete). Der Vater ertrank, nur der Bub überlebte. Seine Frau Fabrizia (35), im achten Monat schwanger, ist nun mit dem kleinen Kevin, seiner älteren Schwester (5) und bald auch mit dem Baby ganz auf sich allein gestellt.

„Du warst mein bester Freund und ein lieber Familienvater, der nie jemanden böses wollte. Ich bin fassungslos“, schrieb Thomas Winkler auf der Homepage der AZ. Auch in der Firma von Karl D. ist man fassungslos und geschockt angesichts des tragischen Tods des Chefs. Karl D. hat die kleine Firma für Holz- und Bautenschutz selbst aufgebaut. Er war gelernter Spengler und machte sich vor ein paar Jahren selbstständig, nachdem er seinen Job in einer Münchner Firma verloren hatte.

Für seine Firma und seine Familie arbeitete Karl D. hart. Am Sonntag gönnten sich er, seine beiden Kinder und seine Frau Fabrizia einen Ausflug zur Isar. Auf Höhe der Marienklausenbrücke suchten sie sich ein gemütliches Plätzchen. Damit dem kleinen Kevin nichts zustößt, zogen ihm seine Eltern eine Kinderschwimmweste an. Danach durfte er mit einem Spielzeugauto am Ufer im flachen Wasser spielen. Das Auto wurde abgetrieben, Kevin rannte hinterher. Karl D. reagierte sofort, lief seinem Sohn nach. Doch die Strömung hatte den Zweieinhalbjährigen schon erfasst und mitgerissen.

Ohne zu Zögern sprang Karl D. hinterher. Doch der 42-Jährige hatte gegen die entfesselten Naturgewalten keine Chance. Er wurde in die Wasserwalze gerissen und ebenfalls unter Wasser gedrückt.

Hilflos musste seine Frau vom Ufer aus zusehen. Sie verständigte die Wasserwacht. Ein Rettungsschwimmer sprang vom gegenüberliegenden Ufer ins Wasser. 300 Meter flussabwärts konnten Eric Hawelki (22) und mehrere andere Helfer den Buben an Land ziehen. Kevin kam mit seiner Schwester und seiner Mutter ins Krankenhaus. Alle drei konnten inzwischen entlassen werden. Wie durch ein Wunder blieb Kevin abgesehen von einer Unterkühlung unverletzt. Die Familie wird von Psychologen betreut.

Für Karl D. kam dagegen jede Hilfe zu spät. Er wurde etwa vier Kilometer weiter an der Corneliusbrücke angeschwemmt. Unfassbar: Währen die Helfer um das Leben von Karl D. kämpften, sprangen nur ein paar Meter entfernt Surfer in die Isar. R. Hub

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