Trambahnen: Risse an den Rädern

An neun von elf nagelneuen Garnituren vom Typ Variobahn der MVG sind defekte Gummiteile aufgetreten – ein Drama in drei Akten.  
von  Julia Lenders
Neue Trambahnlinien, Fahrplanwechsel und dichterer Takt.
Neue Trambahnlinien, Fahrplanwechsel und dichterer Takt. © Imago

An neun von elf nagelneuen Trambahnen sind defekte Gummiteile aufgetreten – ein Drama in drei Akten.

München  - Eins ist mittlerweile klar: Mit den neuen Trambahnen vom Typ Variobahn hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nicht unbedingt einen Glücksgriff getan. In den vergangenen Tagen ist ein Serienschaden an den Rädern der Züge aufgetreten – der dritte Akt in einem Drama. Zunächst eine kleine Rückschau.

Akt 1: Als sie schon 40 000 Kilometer auf dem Buckel haben, zieht die Regierung von Oberbayern die Bahnen im Juli 2010 aus dem Verkehr. Eine halbe Ewigkeit lang wird über die Zulassung gestritten, ständig werden neue Nachweise zur Sicherheit verlangt.

Akt 2: Seit 9. Dezember dürfen die Züge endlich fahren – allerdings nur „auf Basis einer Gestattung zur vorläufigen Inbetriebnahme”, heißt es bei der MVG. Jetzt sind zwar alle Auflagen der Technischen Aufsichtsbehörde erfüllt. Eine endgültige Zulassung gibt’s aber noch nicht.

Akt 3: Ein gemeiner Rückschlag. Plötzlich tritt ein Serienschaden an den Rädern auf. Bei den defekten Bauteilen handelt es sich um Gummikörper zwischen Radreifen und Radscheibe – sie zeigen neuerdings bei einigen Rädern Risse. Die Ursache? Dazu kann der Herstellers Stadler noch keine Angaben machen.

In Zwischenzeit musste die MVG erfahren, dass ähnliche Schäden auch bei mindestens zwei weiteren Variobahn-Betrieben aufgetreten sind. Auch in Nürnberg.
Die Technische Aufsichtsbehörde ist alarmiert. Die MVG berichtet: Sie habe die weitere Verlängerung der vorläufigen Zulassung davon abhängig gemacht, dass die Herstellerfirma Stadler sofort Nachweise zur Sicherheit vorlegt.

Die müsste die Schäden jetzt eigentlich auch beseitigen. Denn bis zur endgültigen Zulassung sind die Züge weiter im Eigentum des Berliner Unternehmens. Mangels eigener Ressourcen hat Stadler aber die MVG mit der aufwändigen Reparatur beauftragt. Bisher sind neun von elf Zügen von dem Serienschaden betroffen.

Im Zweifel könne es zu einzelnen Wagenausfällen im Linienbetrieb kommen, heißt es bei der MVG. Deren Chef Herbert König: „Wir sind bestürzt, dass es bei nagelneuen Zügen der Firma Stadler schon Schäden gibt, die uns dazu zwingen, teure Fahrzeuge vorübergehend aus dem Trambetrieb zu nehmen.”

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