Tram durch den Englischen Garten in München: Kippt der Freistaat Bayern das Projekt?

Der Stadtrat ist zwar für die Tram-Trasse durch den Englischen Garten in München. Aber der Freistaat Bayern hat Zweifel.
von  Christina Hertel
So könnte die Haltestelle am Chinesischen Turm aussehen. Die MVG plant die Gartentram ohne Oberleitung und ohne Rasengleis.
So könnte die Haltestelle am Chinesischen Turm aussehen. Die MVG plant die Gartentram ohne Oberleitung und ohne Rasengleis. © MVG

München - Schon seit über 100 Jahren gibt es einen Streit zwischen der Stadt München, die gerne eine Tram durch den Englischen Garten bauen würde, und dem Freistaat, dem der Park gehört, und der von dieser Idee alles andere als begeistert ist. Wie es aussieht, geht dieser Streit nun in eine neue Runde.Der Stadtrat hat am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass er die Pläne für die Trasse durch den Englischen Garten vorantreiben möchte. Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat inzwischen detaillierte Pläne ausgearbeitet (AZ berichtete).

"Die Planer haben gute Arbeit geleistet", betonte SPD-Stadtrat Lars Mentrup, der auch im Bezirksausschuss in Schwabing sitzt. Der Eingriff in den Park sei "minimalinvasiv". Nur 19 Bäume müssen für die Trasse fallen, alle sollen nachgepflanzt werden – mindestens. Außerdem wird die Tram mit einem Akku betrieben. Oberleitungen braucht es also keine. "Diese Jahrhundertchance, dass der Freistaat das Projekt unterstützt, sollten wir nutzen", findet Mentrup.

Tram durch den Englischen Garten in München: Seehofer dafür, Söder dagegen

Nur, wie sicher ist es überhaupt, dass der Freistaat die Gartentram nicht mehr ablehnt? SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl erinnert: 2017 gab der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Zusage, dass die Stadt die Tram bauen dürfe. Die Planungshoheit liege aber bei Stadt, sagte sein Sprecher damals.

Diese Planung hat sechs Jahre gedauert. Der Ministerpräsident heißt inzwischen Markus Söder und der lehnte eine Tram durch den Englischen Garten immer ab. Auch sein Finanzminister Albert Füracker sagte diese Woche im AZ-Interview: "Der Englische Garten steht unter Denkmalschutz und es gibt auch in München erhebliche Widerstände. Ich wäre hier erst einmal nicht zu euphorisch."

CSU in München gegen die Park-Tram: "Eingriff zu massiv"

Auch die Münchner CSU lehnte diesen Mittwoch die Tram ab. Die verkehrspolitische Sprecherin der CSU Veronika Mirlach nannte den Eingriff in den Park zu massiv. Auch für Fußgänger und Radfahrer ergebe sich ein Gefährdungspotenzial. Geplant ist nämlich, dass die Tram kein eigenes Gleisbett bekommt. Um die Sicherheit trotzdem zu gewährleisten, soll sie maximal 30 km/h fahren. Auch 20 km/h sei denkbar, sagte Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher. Mirlach plädierte stattdessen dafür, Elektrobusse durch den Park fahren zu lassen. Auch die FDP lehnt die Trasse ab.

Das hat noch weitere Gründe: Die Tram durch den Englischen Garten ist nur ein Teilstück der Tram-Nordtangente, die einmal vom Elisabethmarkt starten und bis nach Johanneskirchen verlaufen soll. Auf der Leopoldstraße soll es eine Abzweigung Richtung Münchner Freiheit geben. Die Folge dieser Pläne ist, dass um die 270 Parkplätze in dem Gebiet entfallen. Fritz Roth (FDP) fürchtet, dass die Menschen in Schwabing deshalb die Tram ablehnen. Dass die SPD trotzdem dafür ist, kann er nicht verstehen: "Es sind doch auch eure Wähler, die Auto fahren."

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