Tram durch den Englischen Garten in München: Kippt der Freistaat Bayern das Projekt?

Der Stadtrat ist zwar für die Tram-Trasse durch den Englischen Garten in München. Aber der Freistaat Bayern hat Zweifel.
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So könnte die Haltestelle am Chinesischen Turm aussehen. Die MVG plant die Gartentram ohne Oberleitung und ohne Rasengleis.
So könnte die Haltestelle am Chinesischen Turm aussehen. Die MVG plant die Gartentram ohne Oberleitung und ohne Rasengleis. © MVG

München - Schon seit über 100 Jahren gibt es einen Streit zwischen der Stadt München, die gerne eine Tram durch den Englischen Garten bauen würde, und dem Freistaat, dem der Park gehört, und der von dieser Idee alles andere als begeistert ist. Wie es aussieht, geht dieser Streit nun in eine neue Runde.Der Stadtrat hat am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass er die Pläne für die Trasse durch den Englischen Garten vorantreiben möchte. Die Münchner Verkehrsgesellschaft hat inzwischen detaillierte Pläne ausgearbeitet (AZ berichtete).

"Die Planer haben gute Arbeit geleistet", betonte SPD-Stadtrat Lars Mentrup, der auch im Bezirksausschuss in Schwabing sitzt. Der Eingriff in den Park sei "minimalinvasiv". Nur 19 Bäume müssen für die Trasse fallen, alle sollen nachgepflanzt werden – mindestens. Außerdem wird die Tram mit einem Akku betrieben. Oberleitungen braucht es also keine. "Diese Jahrhundertchance, dass der Freistaat das Projekt unterstützt, sollten wir nutzen", findet Mentrup.

Tram durch den Englischen Garten in München: Seehofer dafür, Söder dagegen

Nur, wie sicher ist es überhaupt, dass der Freistaat die Gartentram nicht mehr ablehnt? SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl erinnert: 2017 gab der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) die Zusage, dass die Stadt die Tram bauen dürfe. Die Planungshoheit liege aber bei Stadt, sagte sein Sprecher damals.

Diese Planung hat sechs Jahre gedauert. Der Ministerpräsident heißt inzwischen Markus Söder und der lehnte eine Tram durch den Englischen Garten immer ab. Auch sein Finanzminister Albert Füracker sagte diese Woche im AZ-Interview: "Der Englische Garten steht unter Denkmalschutz und es gibt auch in München erhebliche Widerstände. Ich wäre hier erst einmal nicht zu euphorisch."

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CSU in München gegen die Park-Tram: "Eingriff zu massiv"

Auch die Münchner CSU lehnte diesen Mittwoch die Tram ab. Die verkehrspolitische Sprecherin der CSU Veronika Mirlach nannte den Eingriff in den Park zu massiv. Auch für Fußgänger und Radfahrer ergebe sich ein Gefährdungspotenzial. Geplant ist nämlich, dass die Tram kein eigenes Gleisbett bekommt. Um die Sicherheit trotzdem zu gewährleisten, soll sie maximal 30 km/h fahren. Auch 20 km/h sei denkbar, sagte Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher. Mirlach plädierte stattdessen dafür, Elektrobusse durch den Park fahren zu lassen. Auch die FDP lehnt die Trasse ab.

Das hat noch weitere Gründe: Die Tram durch den Englischen Garten ist nur ein Teilstück der Tram-Nordtangente, die einmal vom Elisabethmarkt starten und bis nach Johanneskirchen verlaufen soll. Auf der Leopoldstraße soll es eine Abzweigung Richtung Münchner Freiheit geben. Die Folge dieser Pläne ist, dass um die 270 Parkplätze in dem Gebiet entfallen. Fritz Roth (FDP) fürchtet, dass die Menschen in Schwabing deshalb die Tram ablehnen. Dass die SPD trotzdem dafür ist, kann er nicht verstehen: "Es sind doch auch eure Wähler, die Auto fahren."

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46 Kommentare
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  • ESC-Gast am 19.12.2023 08:34 Uhr / Bewertung:

    Wie bei jedem Thema sieht man auch hier wieder Spaltung mit festgefahrenen Meinungen, von denen sich keine Seite abbringen lässt. Der E-Garten wird von der Tram weniger stark belastet als von den derzeitigen, teilweise im Konvoi fahrenden, Bussen, also sicher fühlt man sich da ganz und gar nicht und Tempo 30 ist für manche auch nur für eine Empfehlung. E-Busse sind da nicht besser. Der blödsinnige Tunnel mit unfassbarem Eingriff in den Garten ist Gott sei Dank vom Tisch. Baut endlich die Tram, bevor sie aufgrund ständiger Nörgeleien noch teurer wird und gut ist (gilt auch für Westtangente).

  • MVG ler am 18.12.2023 16:01 Uhr / Bewertung:

    Im Grunde genommen geht es doch den Gegnern nicht um den Park. Der Eingriff ist nach wenigen Jahren zu gewachsen und vergessen! Auf den Info Veranstaltungen habe ich mir ein Bild von den Tram Gegnern gemacht. Das durchschnittliche Alter liegt hier jenseits der 70 Jahre. Augenscheinlich die Wohlhabenden in unserer Stadt. Es ärgert sie einfach das vor ihrer Haustür ein paar Parkplätze wegfallen und sie mit der Baustelle erstmal leben müssen. Zumal sie die öffentlichen Verkehrsmittel niemals benutzen würden! Die große schweigende Mehrheit hat noch nichts davon mitbekommen um was es eigentlich geht. Sie gehen täglich in die Arbeit und haben keine Zeit Bürgerinitiativen zu gründen und auch kein Geld teure Anwälte zu bezahlen.
    Sie hätten einfach nur gerne einen guten ÖPNV! Jahrelange Planung der Stadt kann die CSU nicht einfach wieder blockieren sie haben dafür schon mal ihr ok gegeben. Sie müssen ihr Wort halten, das erwarte ich von einer Regierung gegenüber der Landeshauptstadt!

  • AK1 am 18.12.2023 19:56 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von MVG ler

    Wenn man die Gleise nicht nutzt, werden die sicher zuwachsen. Aber wenn ich recht informiert bin, soll da auch eine Trambahn fahren, wenn die Strecke fertig ist.

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