Tram durch den Englischen Garten: Die Debatte vor 90 Jahren

München - Der Dauerstreit um eine Tram durch den Englischen Garten währt bis in eine Zeit zurück, in der in München die ersten Ampeln aufgestellt wurden – nämlich bis ins Jahr 1927. Die ersten "Lichtzeichen" standen damals am Hauptbahnhof. Genau heute vor 90 Jahren, also am 13. Oktober 1927, befasste sich der Haushaltsausschuss des Landtags mit zwei Eingaben, die eine "Errichtung einer Straßenbahn durch den Englischen Garten" forderten – so die Münchner Stadtchronik.
Rudolf Himpsl vom Institut für Bayerische Geschichte fand das Protokoll der darauf folgenden Plenarsitzung am 8. November 1927. Darin widmete sich Ludwig Giehrl von der Bayerischen Volkspartei (BVP) als Berichterstatter den Eingaben von der Gesellschaft für Gartenkunst und der parteilosen Vereinigung "Nordost München", die eine ältere Eingabe des Stadtrates unterstützte.
Finanzminister lehnte den Bau ab
Ludwig Giehrl berichtet davon, wie sich die Bogenhauser und die Schwabinger schon damals eine Verbindung zwischen ihren Stadtteilen wünschten. Gleichzeitig spricht er von "energischem Protest hervorragender Kenner der Verhältnisse" und führt aus, dass die Schönheit des Englischen Gartens schon allein deshalb zu erhalten sei, da es "die Verarmung weiten Volkskreisen unmöglich mache", ihren Urlaub außerhalb Münchens zuzubringen.
Der damalige Finanzminister Hans Schmelzle (BVP) lehnte den Bau vehement ab, da "der Englische Garten in seiner Bedeutung als Erholungsstätte für die Großstadt unter allen Umständen erhalten" werden müsse und in dieser Eigenschaft nicht geschädigt werden dürfe.
Erst jetzt, 90 Jahre später, rückt das Projekt mit einer Akku-Tram näher. Nachdem der Freistaat als Parkeigentümer entsprechende Pläne jahrzehntelang blockiert hatte, gibt sich Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) mittlerweile offen für eine Akku-Tram durch den Park.
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