Trachten- und Schützenzug am Sonntag: Reiter fährt vorneweg

MÜNCHEN - Vor dem Trachten- und Schützenzug am ersten Wiesn-Sonntag herrscht dicke Luft. Der Grund: Dieter Reiter bekommt eine eigene Festkutsche. Nicht irgendeine. Sondern die erste. Und da er nicht nur Wiesn-Chef, sondern auch der OB-Kandidat der SPD ist, hat die politische Konkurrenz so ihre Probleme mit Reiters „Pole Position“.
Aber von vorne. In diesem Jahr hat Wirtschaftsreferent Reiter seine Premiere als Wiesn-Regent. In den 27 Jahren davor war das der Job von Gabi Weishäupl. Sie war stets vor dem eigentlichen Festzug beim „Werbevorläufer“ mitgefahren, bei dem sich Firmen präsentieren. Dagegen nimmt Reiter einen deutlich prominenteren Platz ein.
Seine Kutsche kommt noch vor der von OB Ude oder der des Ministerpräsidenten. An Reiters Seite: seine Frau Petra. Helmut Pfundstein (CSU), Beirat im Festring, stört sich daran. „Das ist die OB-Pose schlechthin“, sagt er. „Es ist ein Narrenstreich zu meinen, dass er seine fehlende Bekanntheit auf diese Weise wettmacht!“ Die Sache schade dem Ansehen des Festrings, der den Zug veranstaltet. Denn der müsse politisch neutral sein. Auch Münchens CSU-Chef Ludwig Spaenle ätzt: „Der tollpatschige Versuch, den Wiesn-Festzug für einen PR-Gag zu nutzen, dokumentiert Stillosigkeit.“
Festring-Präsident Karl-Heinz Knoll kann die Kritik nicht nachvollziehen. „Reiter ist schließlich der Boss des Ganzen“, sagt er. Deshalb habe er ihm nahe gelegt, im Hauptzug mitzufahren. „Mit Wahlkampf hat das nichts zu tun“, sagt er. „Sonst müsste man auch nach anderen fragen.“
Das Wirtschaftsreferat verweist darauf, dass Reiter vom Festring eingeladen wurde. Die Wiesn sei traditionell eine unpolitische Veranstaltung: „Schade, dass die CSU jetzt versucht, daraus ein Politikum zu machen.“ Reiter werde in seiner Kutsche auch von SWM-Chef Kurt Mühlhäuser und dessen Tochter begleitet.
Wie sieht Ex-Wiesn-Chefin Weishäupl das Ganze? „Mir ist es nicht geglückt, in den Hauptzug zu kommen.“ Sie habe sich als Werbefrau der Stadt im Werbevorläufer aber auch wohl gefühlt. Trotzdem sagt sie: „Jetzt hat die Festleitung endlich den Platz, der ihr gebührt.“ Die Interpretation überlasse sie dem Betrachter.