"Tracht und Heimat" am Oberanger: Didi vom Obststandl hilft beim Trachtenausverkauf

München - Es geht zu Ende mit Uschi Fröhmers (74) legendärem Dirndl- und Lederhosengeschäft Tracht und Heimat am Oberanger. Aber es geht mit einem großen Tusch dem Ende zu.
Obststandl-Didi bei Tracht und Heimat
Denn ein Münchner Original hat sich zu einem quasi fröhlichstmöglichen Start in den Schlussverkauf im Orag-Haus angesagt: der Obststandl-Didi (63), den die Münchner seit 40 Jahren von seinem Standl vor der Uni kennen, als allerweil sonnig gelauntes Superverkaufstalent.
"Ich kenn die Uschi seit 30 Jahren", erzählt der Obststandl-Didi, der eigentlich Dietrich Schreiber heißt, der AZ. Und zwar aus der Zeit, als er – neben seinem Obst- und Gemüseverkauf an der Uni – auch noch als "Wetterfrosch" das Wetter bei "RTL München live" angesagt hat.
"Da haben wir vor und nach dem Wetter auch Werbespots für die Uschi gemacht", erzählt er. "Und ich hab ihre Lederhosn und Trachtenjanker getragen. Immer, wenn ich dünner wordn bin oder d'Wampn größer wordn is, hab ich die Sachen bei ihr ändern lassen. Der Uschi ihr Laden is wirklich schee, und dass sie jetzt aufhören muss, is schlimm."
Schmerzhafte Kündigung
Wie berichtet hatte Uschi Fröhmers Vermieter, die Bayerische Schneidergenossenschaft Orag, ihr schon zum Dezember 2021 eine Kündigung geschickt (inzwischen ist bis 30. Juni verlängert), will die Räume sanieren und danach teurer neu vermieten. Für die Ladenchefin die im Orag-Haus geboren wurde (ihr Vater schneiderte schon dort), ist das schmerzhaft.

Immerhin fertigt und verkauft sie klassische Trachten, originale Dirndl, feine Mieder, Janker und exklusive Gehröcke. Auch handgestrickte Loferl, Lederhosen, Hüte und Schuhe gibt es bei ihr, dazu eine große Auswahl an Stoffen. Sie will nicht aufhören, warum auch?
Hier lässt sich der Oberbürgermeister ausstatten
OB Dieter Reiter (SPD) und seine Frau Petra lassen sich bei ihr ausstatten, viele Trachtenvereine sind Kunden. Reiter hat sie 2018 sogar mit der "Ehrenmedaille für Verdienste um die Volkskultur in München" ausgezeichnet. Dass sie in den Zeitungsberichten zuletzt "immer so traurig gschaut hat", das habe ihm gar nicht gefallen, sagt Didi – also will er nochmal fröhliche Stimmung in den Verkauf bringen.
Vorbeikommen lohnt sich, die Preise purzeln, Verkauf und Schneiderwerkstattbetrieb sollen nun Ende Mai enden. 70 Prozent Rabatt gibt es gerade auf Westen, Spitzen, Borten, Wolle und Knöpfe, 50 Prozent auf Stoffe und Hemden; 30 Prozent auf Dirndl, Röcke, Mieder und Schürzen.
"Kommt's vorbei, des wird a Gaudi"
"Am 30. Juni müssen wir nach über 40 Jahren im Orag Haus raus", schreibt Uschi Fröhmer auf ihrer Webseite, und hofft auf viel Kundschaft, wenn der Didi kommt: "Kommt's vorbei, des wird a Gaudi." Vollständig von ihrem Laden verabschieden mag sie sich immer noch nicht: "Wir freuen uns über Tipps und Angebote für eine neue Heimat."
Tracht und Heimat, Oberanger 9, Mo-Fr, 10-17 Uhr, mit Obststandl-Didi am 11. und 12. April, 10-17 Uhr