Tote Mäuse für private Forschung
MÜNCHEN - Den ganz großen Durchbruch in der Krebsforschung wollte Rentner Dr. Friedrich E. schaffen. Wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz musste sich der 89-Jährige jetzt vor dem Münchner Amtsgericht verantworten.
„Meine Forschungen liegen zur Zeit auf Eis. Ich darf keine Mäuse mehr in meiner Wohnung halten. Dabei sind die Vorwürfe gegen mich völlig absurd“, sagt der ehemalige Mitarbeiter der Bakteriologischen Untersuchungsanstalt. Staatsanwalt Kai Gräber wirft ihm vor, dass er in seinem Heimlabor in der Isarvorstadt seit Jahren Mäuse misshandelt und getötet hat. 73 weiße und schwarze Nager fand die Polizei im September 2007 in der Wohnung des Angeklagten.
Im Küchentiefkühlfach fand man noch weitere 28 tote Tiere. Bei denen waren bereits Lungen, Leber, Herz und Hirn entnommen. Aufmerksam wurde die Polizei auf den Rentner, nachdem einige sezierte Tiere das Abflussrohr des Mietshauses verstopft hatten. Die Rohrreinigungsfirma alarmierte das Gesundheits- und das Veterinäramt. Die Behörden schalteten die Polizei ein.
"Ich dachte erst, hier liegt ein Toter"
Kriminalhauptkommissar Reinhard W. (59) war als erster am Ort des Grauens. Dr. Mabuse war nicht daheim. Aber: „Die Tür war nicht verschlossen. Sie ging von alleine auf. Plötzlich kam mir ein Leichengeruch entgegen. Ich dachte erst, hier liegt ein Toter.“ Beim Betreten der Wohnung sah der Kommissar überall Reagenzgläser und viele Chemikalien rumstehen. „Ich alarmierte sofort die Feuerwehr, verließ die Wohnung“, so der Kommissar.
Mit Atemschutzmasken und Schutzanzügen ging die Feuerwehr in die Wohnung. Neben hochgiftigen Substanzen wurden auch vier Mäusekäfige sichergestellt. Einige Tiere wurden sogar in Einmachgläsern aufbewahrt.
Das Hoffen auf die Wunderwaffe
Staatsanwalt Gräber: „Ohne Erlaubnis und ohne vernünftigen Grund haben sie die Wirbeltiere gequält und getötet.“ Das sieht Dr. Friedrich E. naturgemäß völlig anders: „Ich habe die Tiere eingeschläfert. Sie hatten keine Schmerzen.“ Und viele Tiere habe er für seine „Nährböden“ benötigt: „Auf diesen Böden versuche ich eine zellfreie Virenkultur zu züchten.“ Die Mäuse mussten quasi als Düngemittel herhalten, weil der Rentner hoffte, eine Wunderwaffe gegen den Krebs zu finden.
Mit der Forschung ist jetzt Schluss. Das Gericht verhängte ein lebenslanges Tierhalteverbot und zehn Monate Gefängnis auf Bewährung.
Torsten Huber
- Themen:
- Polizei