Totalausfall im Lehrerzimmer

Ein Nachwuchs-Lehrer beschimpft am Michaeli-Gymnasium in München Kollegen als "rechtsradikal". Er verliert seinen Job – und klagt dagegen. So lief der Prozess.
von  John Schneider
Das Michaeli-Gymnasium.
Das Michaeli-Gymnasium. © Google Streetview

München - Vielleicht kann ja der Leitmayr, Franz mal bei seiner alten Schule vorbeischauen und tatortmäßig ermitteln, was da Anfang 2016 los gewesen ist.

Am Michaeli-Gymnasium (hier büffelte dereinst Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl) soll sich der Lehrer Karl G. (40, Name geändert) gegenüber der Direktorin, Kollegen und dem Mensa-Pächter ganz gewaltig daneben benommen haben, das Gymnasium sogar in einem Fall als "Nazi-Schule" bezeichnet haben, die Direktorin bei einem anderen Vorfall als "rechtsradikal". Die Quittung bekam er kurz vor Ende des Schuljahres: Der Referendar wurde vom Kultusministerium entlassen. Karl G. ließ sich das nicht gefallen und klagte.

Er fühlt sich ungerecht behandelt. Die Direktorin sei ihm gegenüber voreingenommen gewesen, erklärt er bei der Verhandlung am Verwaltungsgericht. Der mögliche Grund: Er habe im ersten Halbjahr lange krankheitsbedingt gefehlt. Grund der Erkrankung sei vielleicht eine Virus-Infektion nach einem Tunesien-Urlaub gewesen.

Entgleisungen gegenüber Kollegen

Als er dann im Januar 2016 seinen Dienst antrat, habe er Vorbehalte seitens der Direktorin gespürt. Doch die streitet das ab. Stattdessen führt sie als Zeugin verschiedene Vorfälle an, alle innerhalb einer Woche ab dem 28. Januar 2016.

Angefangen mit einem Streit mit dem Mensapächter, den Karl G. wegen angeblicher Schwarzgeschäfte anzeigen wollte. Die Lehrerin, die schlichten wollte, habe er wegen ihres bairischen Dialekts angegangen. Weitere Entgleisungen gegenüber Kollegen sollen gefolgt sein. Der Höhe- und Schlusspunkt sei dann ein Gespräch im Zimmer der Direktorin gewesen. Karl G. sollte Noten für seine Schüler abgeben, fühlte sich dazu aber nicht imstande. Es kam zum Wortgefecht. Wutentbrannt habe sich Karl G. dann ihren Zettel mit Notizen gegriffen und zerknüllt.

Ist Karl G. krank und vielleicht nicht zurechnungsfähig gewesen? Nein, sagt ein gerichtlicher Gutachter. Der Mann ist gesund. Seine Erklärungen und Relativierungen nimmt ihm die Kammer um den Vorsitzenden Dietmar Zwerger aber nicht immer ab. Zum Beispiel will Karl G. die Direktorin nicht als "rechtsradikal" bezeichnet haben. Er habe nur gesagt, dass sie "recht radikal" vorgehe.

Auch dass er "Nazi-Schule" gerufen haben soll, sei ein Missverständnis. Er habe "Bazi-Schule" gesagt. Die Zeugen berichten allerdings, der Lehrer hätte "Nazi" sogar laut buchstabiert. Die Klage wird abgewiesen. Doch warum der 40-Jährige so ausgerastet sein soll, erschließt sich dem Beobachter immer noch nicht so ganz. Ihr Einsatz, Leitmayr!

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