Tops und Flops: Wie München wirklich ist

München liegt auch im neuesten Städteranking Deutschlands ganz vorn. Doch die Studie weist neben viel Licht auch Schatten auf - ein Blick in Bestnoten und auf Schlusslichter.
von  Abendzeitung
Platz an der Sonne: Edwards (21) und Veronika (21) im Schwabinger Bach
Platz an der Sonne: Edwards (21) und Veronika (21) im Schwabinger Bach © az

München liegt auch im neuesten Städteranking Deutschlands ganz vorn. Doch die Studie weist neben viel Licht auch Schatten auf - ein Blick in Bestnoten und auf Schlusslichter.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Serien-Sieger München hat auch beim neuestem Städte-Ranking in Sachen Lebensqualität mal wieder die Nase vorn. Unangefochten rangiert die Bayern-Metropole vor Stuttgart, Hamburg, Dresden und Frankfurt. Es ist bereits der achte Sieg bei der achten Untersuchung, die das renommierten Immobilien-Magazins ?Bellevue? in seiner neuesten Ausgabe durchführte.
Ein Blick auf die Untersuchung der Hamburger Zeitschrift lohnt trotzdem. Schließlich hatten die Juroren, die insgesamt 50 Kategorien untersuchten, erstaunlich viel zu meckern. Vor allem bei den Entfernungen, der Ausbildungs-Situation und den Preisen schnitt unserer Stadt verdammt schlecht ab. Aber auch beim Wetter musste München Abstriche machen. Den Testern fiel in Bayern einfach zu viel Regen.
Kurzum: Auch wenn keine andere Stadt München das Wasser reichen kann, ist auch bei uns nicht alles Gold, was glänzt. Lesen Sie selbst, wie München wirklich ist... Daniel Aschoff

Die Tops: Ein Platz an der Sonne

Eins muss man München lassen: Wenn man schon krank wird, dann ist man hier mit Abstand am besten aufgehoben. Die "Bellevue"-Tester fanden heraus, dass die Bayern-Metropole sowohl bei der Zahl der Ärzte, der Kliniken und Dentisten die Nummer eins in Deutschland ist. In keiner anderen Stadt ist die medizinische Versorgung auch nur annähernd so gut wie in München.
Doch das ist nicht der einzige Grund, warum die Bayern-Metropole einmal mehr in einem Städte-Ranking den ersten Platz belegt. Selbstverständlich gab’s auch wieder für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Top-Noten. Bei der Höhe der Arbeitslosenquote (7,6 Prozent) liegt München erneut an der Spitze, bei der Beschäftigungsentwicklung seit 2000 ist nur Hamburg ein wenig besser und auch bei der Kaufkraft liegt München vorn. Hier kann nur Düsseldorf den Münchnern Paroli bieten.

Wenn’s um Wohnqualität geht, macht unserer Stadt allerdings niemand etwas vor. Sowohl die Preise für Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser, als auch für Baugrund sind deutschlandweit Spitze. Lediglich bei der Wohnfläche pro Einwohner gab’s einen vierten Platz.
Aber die Tester analysierten auch Faktoren, die eher selten im Vordergrund stehen. So schnitt München bei der Zahl der Autobahnen im Umkreis ebenfalls am besten ab. Gleich acht gibt’s davon in nächster Nähe: Zum Vergleich: Berlin hat gerademal vier, Stuttgart gar nur drei.
Auch die hohe Anzahl an Flügen vom Münchner Flughafen wurde bei der Untersuchung als positiv bewertet. Hier schnitt nur Frankfurt besser ab – allerdings mit geringem Vorsprung. Auch bei der Zahl der Fluggäste musste sich München nur den Frankfurtern geschlagen geben.
Gute Noten gab’s für die Länge der Straßenfront in 1a-Lagen, die Menge der Feiertage und Größe derWasser- und Erholungsflächen im Stadtgebiet. Bei den Zuzügen schnitt nur Hamburgbesser ab. Bei der Umzugsfrequenz lag Stuttgart vorn.

Einen Standort-Vorteil nimmt uns so schnell aber keiner weg: Mit 1998 Sonnenstunden pro Jahr liegt München unangefochten auf dem ersten Platz. Der härteste Konkurrent, Hamburg, kommt auf über 300 Stunden weniger. München ist halt doch der Platz an der Sonne . . .

Die Flops: Kein Katzensprung

Auch wenn man es bei der Wetterlage zuletzt gar nicht glauben mag: Den Bewohnern der Weltstadt mit Herz geht’s nass nei. Mit 844 Millimetern Niederschlag pro Jahr liegt München im Städte-Vergleich auf einem miserablen vorletzten Platz. Nur in Dresden regnet es noch ein wenig mehr als in der Weltstadt mit Schirm . . .
Auch sonst musste sich München in der neusten "Bellevue"-Studie mit so vielen hinteren Platzierungen wie noch nie zufrieden geben. In drei Unterkategorien gab’s sogar den letzten Platz aller getesteten Städte.
Ob es sich dabei um eine Trendwende oder gar um das Ende einer Ära handelt, ließen die Juroren der Untersuchung vorerst offen. Fest steht allerdings, dass vor allem das Abschneiden im Bereich "Ausbildung" bedenklich stimmt. Sowohl bei der Anzahl der Schulen und Universitäten pro Einwohner, sowie der Zahl der Plätze in Kindertagesstätten schneidet München grottenschlecht ab.

Erschreckend ist auch das Test-Ergebnis im Bereich "Freizeit". Sowohl bei der Anzahl der Sportvereine, als auch bei der Zahl der Kinoleinwände und der Größe der innerstädtischenWaldgebiete gab’s nur hintere Plätze. Bei der Zahl der Bühnen liegt München auf Platz vier, bei der Anzahl der Museen auf Platz fünf. Die deutsche Hauptstadt ist hier die unangefochtene Nummer eins aller Städte.
Sogar den letzten Platz belegt München bei der Entfernung des Flughafens zur City. 29 Kilometer sind vom Hauptbahnhof bis zum Airport zurückzulegen. Zum Vergleich: In Düsseldorf ist man nach bereits sieben Kilometern am Ziel, in Hamburg nach acht Kilometern. Fast ein Katzensprung.
Kritik gab’s außerdem an den hohen Preisen. Bei den Kosten für den Kraftstoff liegt München sogar auf dem vorletzten Platz vor Hannover. In Hamburg war der Preis für einen Liter Super dagegen durchschnittlich zwei Cent günstiger.

Letztlich stellten die Tester fest, dass keine Stadt über eine derart hohe Bevölkerungsdichte wie München verfügt. 4272 Münchner leben im Stadtgebiet auf nur einem Quadratkilometer. In Dresden sind’s dagegen nur 1538. Aber mal ehrlich: Ein Grund nach Sachsen zu ziehen, ist das nun auch wieder nicht . . .

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