Tonband überführt Täter in 27 Jahre altem Mordfall
Augsburg (dpa) - Ein Tonbandgerät hat offensichtlich den Entführer der zehnjährigen Ursula Herrmann aus Oberbayern überführt. In der Wohnung des in Kappeln (Schleswig-Holstein) festgenommenen mutmaßlichen Täters wurde ein Abspielgerät beschlagnahmt.
Darauf befindet sich eine Melodie, die der Entführer immer dann abspielte, wenn er bei den Eltern des Mädchens anrief, um neue Bedingungen zu stellen. Dies teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Reinhard Nemetz am Freitag vor Journalisten in Augsburg mit.
Der Haftbefehl lautet auf erpresserischen Menschenraub mit Todesfolge. Der Oberstaatsanwalt verwies auf Fluchtgefahr des Mannes. DNA-Spuren würden noch überprüft, sagte Nemetz weiter. Der 58-Jährige bestreitet die Tat, hat sich nach den Angaben von Nemetz aber in Widersprüche verwickelt. Er soll in Utting am Ammersee gelebt haben, bevor er aus Bayern wegzog. Nach der Tat soll er wegen Geldschulden bereits einmal zum Kreis der Verdächtigen gehört haben.
Ursula Herrmann war am Abend des 15. September 1981 auf dem Heimweg von der Turnstunde entführt worden, als sie mit dem Fahrrad zwischen Schondorf und Eching am Ammersee unterwegs war. Der oder die Erpresser verlangten von den Eltern zwei Millionen Mark Lösegeld. Dann riss der Kontakt ab. Am 4. Oktober 1981 wurde das Kind tot in einer 1,60 Meter tief im Waldboden eingegrabenen Holzkiste entdeckt. Die Kleine war qualvoll erstickt, weil der vom Entführer konstruierte Belüftungsmechanismus versagte. Der Tod des Kindes galt bis zu der jetzt erfolgten Festnahme als einer der spektakulärsten unaufgeklärten Mordfälle der deutschen Kriminalgeschichte.
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