Tödlicher Brand in der Dachauer Straße: Mordprozess in München beginnt
München - Dem Pulk der Fotografen und Kameramänner präsentiert sich Mohamed E. (43) ganz gelassen, streckt den vielen Objektiven am ersten Prozesstag im Saal B 175 des Strafjustizzentrums gar noch cool ein Victory-Zeichen entgegen. Dabei wiegen die Vorwürfe gegen den ausgebildeten Zoologen schwer, sehr schwer. Das Schwurgericht verhandelt wegen schwerer Brandstiftung und dreifachen Mordes.
Weil ihn unordentliche Zustände in dem Mietshaus an der Dachauer Straße gestört hätten, habe der in Libyen geborene Mann laut Anklage am 2. November 2016 zu nachtschlafender Zeit – wahrscheinlich mit einem Feuerzeug – eine im Hausflur abgestellte Matratze angezündet.
Um sich und seine Wohnung nicht zu gefährden, soll der Mann die Matratze noch ins Treppenhaus gebracht haben. Das Holz des Geländers und die Treppenstufen brannten dort wie Zunder.
Feuer in Wohnhaus: War es Brandstiftung?
Das Haus wurde zur tödlichen Falle für Aleksandar M. (37) und seine beiden Töchter Dona (9) und Zaprinka (16). Die drei hatten wohl versucht über das Treppenhaus zu fliehen, wurden aber alle bereits in der eigenen Wohnung bewusstlos. Sie starben durch Hitze und Rauchgas.
Als die gestern vernommene Kriminalbeamtin am Tatort eintraf, wütete das Feuer bereits. "Vollbrand in einem großen Mietshaus nahe dem Münchner Hauptbahnhof, vermutlich zwei bis drei Tote" lautete die Meldung zuvor, berichtet die Polizistin vor Gericht.
Die 39-Jährige schildert ihren Einsatz in jener dramatischen Nacht: "Die Feuerwehr sagte, man kämpfe noch darum, die Flammen einzudämmen, damit sie nicht auf andere Gebäude übergreifen." Die Feuerwehr habe ihr schon damals sagen können, dass eine brennende Matratze Ursache des Brandes war.
Brandhaus in der Dachauer Straße: Jetzt spricht der Besitzer
Der mutmaßliche Brandstifter soll nur seinen Mitbewohner gewarnt und dann das Haus verlassen haben. 39 Menschen befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Gebäude. Der Angeklagte will sich vor Gericht nicht weiter zu den Vorwürfen äußern. Nur so viel lässt er seinen Verteidiger Walter Lechner erklären: "Mein Mandant bestreitet die Tat."
Zu seiner Person macht der 43-Jährige aber Angaben. Nach dem Scheitern seiner Ehe sei er 2005 von Hannover nach München gezogen. Wegen des besseren Job-Angebots an der Isar. Seit 2009 lebe er in dem Mietshaus. Er sei aber weder ein Einzelgänger wie die Staatsanwaltschaft behauptet, noch habe er sich über die Zustände beschwert.
Die Polizistin hat noch in der Nacht des Feuers mit ihm gesprochen. "Er blickte nervös zu allen Seiten", schildert sie. Er habe ihr gesagt, dass es immer wieder Ärger im Haus gebe, beschmierte Wände etwa. Außerdem habe er nachts Personen vom Haus wegrennen sehen.
Es werde wohl "ein reiner Indizienprozess", erklärt Anwalt Lechner. Dafür sind weitere 14 Verhandlungstermine angesetzt. Ein Urteil könnte nach vorläufiger Planung am 25. Mai fallen.