Todestag von Dieter Hildebrandt: Was bleibt?

Er war der größte aller deutschen Kabarettisten. Dieter Hildebrandt ist vor einem Jahr im Alter von 86 Jahren gestorben. Wir blicken noch einmal zurück auf das bewegte Leben des Wahl-Münchners. Seine spannende Geschichte zwischen Kriegsgefangenschaft, Theaterbühnen und Fernsehshows.
von  (dr/spot)
Die Instanz des deutschen Kabaretts verstarb 2013: Dieter Hildebrandt
Die Instanz des deutschen Kabaretts verstarb 2013: Dieter Hildebrandt © ddp images

Zum Todestag von Dieter Hildebrandt

Der prominenteste deutsche Kabarettist ist vor einem Jahr, am 20. November 2013, für immer von der Bühne abgetreten. Dieter Hildebrandt starb im Alter von 86 Jahren in einer Münchner Klinik an einem schweren Krebsleiden. Über ein halbes Jahrhundert prägte Hildebrandt die deutsche Kabarett-Szene und ist auch bis heute nicht aus der politischen Satire wegzudenken.

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Der gebürtige Niederschlesier erblickte am 23. Mai 1927 in Bunzlau als Sohn eines Beamten und dessen Ehefrau das Licht der Welt. Bereits während der Schulzeit entdeckte Hildebrandt seine Liebe zu Schauspielerei und Bühne. Nach den Kriegswirren und amerikanischer Gefangenschaft begann er 1950 in seiner Wahlheimat München ein Studium der Literatur- und Theaterwissenschaften.

Die ersten Berührungen mit dem Kabarett hatte er als Student. Zunächst als Platzanweiser in einem kleinen Münchner Theater, ab 1955 dann bei ersten Aufführungen mit einem eigens gegründeten Studenten-Ensemble, das in der bayerischen Landeshauptstadt so erfolgreich wurde, dass ein Programm daraus 1956 sogar im Fernsehen übertragen wurde. Im selben Jahr gründete Hildebrandt die Münchner Lach- und Schießgesellschaft, die bis heute zu den bekanntesten Kabarett-Bühnen der Republik zählt.

In den frühen 1970er Jahren drängte Hildebrandt immer mehr ins Fernsehen und erreichte ab 1973 mit seiner eigenen Satire-Sendung "Notizen aus der Provinz" in 66 Folgen bundesweite Aufmerksamkeit. Nicht nur die konservativen Parteien brachte Hildebrandt damit gegen sich auf, der damalige ZDF-Programmdirektor Dieter Stolle verordnete dem Magazin 1980 eine Denkpause. Hildebrandt nutzte diese Zwangspause für seinen Wechsel zur ARD.

Dort etablierte Hildebrandt sein größtes Schaffenswerk: Die Kabarett-Sendung "Scheibenwischer", die von 1980 bis 2008 die politische Satire in Deutschland prägte wie keine andere. Nach seinem Ausscheiden im Jahr 2003 trat Hildebrandt dennoch in unregelmäßigen Abständen als Gast-Kabarettist auf und war später auch des Öfteren in der ZDF-Reihe "Neues aus der Anstalt" zu sehen.

Ebenso tourte Hildebrandt bis kurz vor seiner schweren Erkrankung im hohen Alter regelmäßig mit seinem eigenen Kabarett-Programm und hielt zahlreiche Lesungen landauf, landab. Auch in Helmut Dietls Kinofilm "Zettl" übernahm Hildebrandt 2012 eine Rolle und engagierte sich bis zuletzt für politische Belange in seiner Wahlheimat München.

Hildebrandt bekam in seiner langen Laufzeit zahlreiche Preise überreicht. So wurde ihm allein viermal der bedeutende Grimme-Preis verliehen. Seinen Einfluss über Generationen hinweg brachte der Journalist Reinhard Mohr anlässlich seines 80. Geburtstags auf den Punkt. Hildebrandt sei "der bedeutendste und einflussreichste politische Kabarettist der Bundesrepublik, eine Instanz", die auch die Republik verändert habe.

Nur wenige Stunden vor seinem Tod 2013 wurde die schwere Krebserkrankung bekannt, die ihn zwang, sämtliche Termine abzusagen. Hildebrandt hinterließ neben seiner Frau, der Schauspielerin Renate Küster, und seinen beiden Töchtern aus erster Ehe, eine nicht zu schließende Lücke im politischen Kabarett in Deutschland.

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