Todesgefahr im Verkehr

Am Freitag wird Ala (12) überfahren, am Sonntag ein 15-jähriger Radler – besonders Minderjährige und Kinder sind auf Münchens Straßen gefährdet
MÜNCHEN Die kleine Ala (12) ist noch nicht gesund, da wurde auf Münchens Straßen schon wieder ein Kind zum Unfall-Opfer: Am frühen Sonntagabend nahm ein 32-Jähriger Polo-Fahrer beim Abbiegen auf die Gebsattelstraße einem 15-jährigen Radler die Vorfahrt. Der Bub stürzte und wurde mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Kein Einzelfall, sehr oft erwischt es Kinder und Jugendliche: 2007 wurden im Bereich des Polizeipräsidiums München, das die Stadt sowie die Kreise München und Starnberg (teilweise) umfasst, 390 minderjährige Radfahrer in einen Unfall verwickelt. 319 wurden verletzt, zehn besonders schwer. Ein Jahr vorher waren noch mehr Radl-Opfer zu verzeichnen. 2006 wurden 407 radelnde Kinder und Jugendliche zu Unfall-Opfern. 322 trugen Blessuren davon.
Bei den Fußgänger hingegen geht der Trend nach oben: 2006 waren 213 Minderjährige an Unfällen beteiligt und 192 wurden verletzt. 2007 stiegen die Zahlen auf 227 Beteiligte und 215 Verletzte.
"Die Sitten sind rauher geworden"
„Die Sitten sind rauer geworden, die Autofahrer hektischer und aggressiver“, sagt Edith Bramböck. Sie ist Münchens dienstälteste Schulweghelferin und schützt seit 1979 an einer Kreuzung in Fürstenried die Grundschüler. Viele, sagt Bramböck, würden trotzdem noch schnell Gas gegeben – obwohl sie mit Kindern über die Straße will und das leicht erkennbar ist. Auch Radler seien ein Problem: „Denen ist egal, ob ich mit zehn Kindern da stehe.“ Die schmerzhaften Konsequenzen bekommen die Kinder zu spüren: Allein in diesem Jahr wurden im Bereich des Münchner Polizeipräsidiums 72 Schüler (bis 15 Jahre) verletzt.
Das jüngste Opfer ist der Bub von der Gebsattelstraße, den ein Schausteller beim Abbiegen übersah. Der 15-Jährige hatte zwar einen Fahrradhelm dabei, er baumelte aber am Lenker. Zwei Tage vorher verunglückte die zwölfjährige Ala (AZ berichtete). Nach der Fahrerin des silbernen Pkw, die das Mädchen in Pasing anfuhr und auf der Straße liegen ließ, wird immer noch gefahndet. Die Polizei hat eine „Arbeitsgruppe Ala“ gegründet, die Hinweise entgegen nimmt (Tel.6216 - 3322). Bislang war noch keine heiße Spur dabei.
Doch nicht nur Fremde, auch die eigenen Eltern gefährden im Straßenverkehr ihre Kinder. Bei bundesweiten Stichproben des ADAC kam jetzt heraus: 37 Prozent aller Grundschüler und 17 Prozent aller Kindergartenkinder waren im Auto von Mama oder Papa falsch oder gar nicht angeschnallt. Ein Sprecher des Automobilclubs bewertete das Test-Ergebnis als „katastrophal“.
Um Münchens Straßen sicherer zu machen, werden in der ganzen Stadt dringend Schulweghelfer gesucht – ob an der Blumenstraße oder an der Dachauer-/Ecke Lothstraße. Interessenten können sich bei Frau Hildtraud Hoffmann melden, Tel. 233 - 27017.
nk/rie