Tod eines Komparsen: Sohn kämpft weiter
Als Double von Elmar Wepper kenterte Horst H. am 11. Oktober 2007 mit einem Kanu, weil der Hubschrauber mit Kamera zu nah rangeflogen war – Sohn Oliver H. (38) zieht erneut vor Gericht
MÜNCHEN „Die Filmwelt hat meinen Vater fasziniert“, erinnert sich Oliver H. (38). Doch seine Faszination wurde dem 67-jährigen Komparsen zum Verhängnis. Als Double von Elmar Wepper kenterte Horst H. am 11. Oktober 2007 mit einem Kanu, weil der Hubschrauber mit Kamera zu nah rangeflogen war. Der filmbegeisterte Rentner ertrank im Tegernsee. Seitdem beschäftigt der Vorfall die Justiz.
Pilot Johann S. war vom Amtsgericht Miesbach wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Doch er geht in Berufung, will das Urteil, das ihm die Hauptschuld an dem Unglück gibt, nicht auf sich beruhen lassen. Jetzt hat auch Oliver H. Anzeige gegen die Geschäftsführung der Unterföhringer Filmproduktion erstattet. Wegen fahrlässiger Tötung.
„Was mich vor allem stört, ist die Ungleichbehandlung“, sagt der 38-Jährige. Während die TV-Stars Elmar Wepper und Wolfgang Fierek mit allen erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen bedacht wurden, ließ man die Komparsen ohne Neopren-Anzüge, Schwimmwesten, Kenterschläuche und Aufsicht der Wasserwacht drehen. Als sich dann der Hubschrauber dem Kanu auf wenige Meter näherte, kam es zur Katastrophe.
„Meine Mutter hat mich in Neuseeland erreicht, wo ich damals arbeitete. Es war ein Schock“, so Oliver H.
Die Leitung der Filmproduktion habe sich schriftlich bei seiner Mutter gemeldet, ihr Beileid ausgedrückt, aber im gleichen Brief darauf hingewiesen, dass dies kein Schuldeingeständnis sei. Das ist Oliver H. zu wenig. Den verurteilten Hubschrauber-Piloten sieht er eher als Bauernopfer. Und das Verfahren gegen die mitangeklagten Aufnahme- und Produktionsleiter hatte der Miesbacher Richter eingestellt. Als Reaktion schrieb Oliver H. an die Justizministerin: „Wir wünschen uns, dass diese unsagbare Schweinerei nicht völlig ungesühnt bleibt.“
„Ich denke schon, dass wir auch zivilrechtlich etwas machen werden.“ Auch wenn das nicht viel einbringt und für die Angehörigen großen emotionalen Stress bedeutet. Warum er sich das trotzdem antut? „Vieles ist unaufgeklärt geblieben. Ich stehe vor der Tatsache, dass mein Vater tot ist und keiner so richtig die Verantwortung übernimmt.“John Schneider
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