Tod durch Heroin - versuchter Mord?
MÜNCHEN - Am vergangenen Sonntag trifft eine Hausfrau (38) und dreifache Mutter aus Riem die wohl schlechteste Entscheidung ihres Lebens: Mit einem Bekannten konsumiert sie in ihrer Wohnung Heroin. Kurze Zeit später ist der Mann tot. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen versuchten Mordes.
Am frühen Sonntagmorgen kauft die Hausfrau das Heroin. „Sie konsumiert gelegentlich Drogen“, sagt Staatsanwalt Laurent Lafleur. Wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ist die Frau vorbestraft. „Sie ist aber definitiv keine Großdealerin und behauptet nicht abhängig zu sein.“ Den Stoff beschafft sie für sich und ihren Bekannten, einen 54 Jahre alten Münchner. Die beiden kennen sich schon seit Jahren und treffen sich gegen Mittag in der Wohnung der 38-Jährigen.
Dort kochen sie das Heroin auf und setzen sich eine Spritze. Zu diesem Zeitpunkt ist der älteste Sohn (14) der Frau bei der Urgroßmutter. Die beiden kleineren Kinder (acht Monate, 3 Jahre) sind währenddessen in der Wohnung. Dass es ihrem Bekannten nach dem Schuss schlecht geht, realisiert die Frau. „Weil sie Angst hatte, ihre Kinder zu verlieren und das Heroin selber besorgt hatte, rief sie keinen Notarzt“, sagt Lafleur. Um 19 Uhr kommt der Lebensgefährte der Frau nach Hause und ruft den Rettungsdienst. Da ist der 54-jährige bereits tot.
„Die Frau handelte, um eine Straftat zu verdecken und aus niedrigen Beweggründen stellte sie ihr eigenes Wohl über das des Verstorbenen.“ Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I wird Haftbefehl wegen versuchten Mordes durch Unterlassen und wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz erlassen. Darauf stehen 3 bis 15 Jahre Freiheitsstrafe. Doch für die Frau könnte es noch schlimmer kommen. Durch ein Gutachten soll geklärt werden, ober der Mann bei rechtzeitigem Eingreifen noch hätte gerettet werden können. Dann müsste sich die 38-Jährige wegen Mordes verantworten. Ihre Kinder sind im Moment bei der Urgroßmutter untergebracht. Das Jugendamt wird entscheiden, was jetzt mit ihnen passiert.
Verena Duregger
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