Tod des schüchternen Tycoons - Was wird jetzt aus Schörghubers Imperium?

Das Glück fand Stefan Schörghuber mit der Familie und bei seinen Oldtimern. Seine Firma ist ein bunter Mix aus Hotels, Brauereien und Immobilien. Worüber der verstorbene Unternehmer herrschte und wie es jetzt weitergehen könnte.
von  Abendzeitung
Illustration
Illustration © dpa

MÜNCHEN - Das Glück fand Stefan Schörghuber mit der Familie und bei seinen Oldtimern. Seine Firma ist ein bunter Mix aus Hotels, Brauereien und Immobilien. Worüber der verstorbene Unternehmer herrschte und wie es jetzt weitergehen könnte.

Auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen ist er die Nummer 308. In München war Stefan Schörghuber ganz vorne. Von Bau bis Brau, von Fliegerei bis Seilbahn, überall mischte der Unternehmer mit. Und doch blieb der Herr des sagenhaften Schörghuber-Imperiums bis zu seinem Tod ein zurückhaltender, ein schüchterner Mensch. Ein Chef, der seinen Mitarbeitern ebenso schnell Vertrauen schenkte wie er es ihnen strafend wieder entzog.

Aber Stefan Schörghuber war nicht nur der Herr über 6300 Mitarbeiter, die geschätzt für einen Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro sorgen. Er war Ehemann, Vater dreier Kinder – und Oldtimer-Fan. So groß war seine Vorliebe für Motoren, dass seine Ehefrau Alexandra gemutmaßt haben soll, nur auf dem Traktorsitz auf seinem Hof in Wackersberg bei Tölz sei er richtig glücklich. "Er hatte den wahnsinnigen Druck von jemandem, der alles selber machen muss", sagt ein Vertrauter der AZ. Jemand der sich beweisen musste – vor allem, als 1995 sein berühmter Vater Josef Schörghuber überraschend starb. Der Senior prahlte mit seinen Verbindungen zu Helmut Kohl und anderer Politprominenz Und er engagierte schon zu Lebzeiten den schillernden Wolfgang Salewski, um den Sohn zu coachen.

Salewski hatte sich einen Namen gemacht als Polizeipsychologe und Krisenvermittler während der Olympia-Geiselaffäre 1972 und dem Geiseldrama 1977 in Mogadischu. Er blieb auch nach dem Tode des Seniors, stieg in das Leitungsgremium des Firmenkonglomerats ein. Der Junior brauchte sechs Jahre, bevor er Salewski aus dem Unternehmen komplimentierte. Doch auch nach diesem Befreiungsschlag wurde der Junior stets am Senior gemessen. Dem gelernten Brauer fiel es nicht leicht, seinen Managern zu vertrauen. Zudem soll er bedauert haben, nie studiert zu haben. Seine Hotels besichtigte er im eigenen Auto, ohne Chauffeur. "Er ließ nur wenige Menschen wirklich an sich ran", so der Freund

Glück fand Stefan nach Auskunft seiner Freunde im Kreis der Familie und mit der Kunst, er war einer der größten Mäzene Münchens. Die Ehe mit Alexandra galt als harmonisch, stolz zeigte er seine Tochter Stefanie vor zwei Jahren auf dem Debütantinnenball. Auch Michaela (17) und Flori (14) leben noch in der Villa am Arabella-Park, oder in Wackersberg. Schörghuber lebte zurückgezogen, gesellschaftliche Anlässen waren ihm eher zuwider. Morgens um fünf stand er auf, um sechs saß er am Schreibtisch, fraß sich durch Aktenberge.

Dabei war Schörghuber kein Kostverächter. Er aß gerne und trank zurückhaltend, "Niemand" so ein Freund, "hat ihn je betrunken gesehen." Er trank nur Bier – selbstverständlich sein eigenes Paulaner – aber er kaufte einen Weinberg in Südafrika: Weniger als Investition denn als Liebhaberei. So wie seine riesige Oldtimer-Sammlung, die er sich bei seinem auf 3,5 Milliarden- Euro geschätzten Vermögen gut leisten konnte.

Alexandra Schörghuber kümmerte sich in letzter Zeit um die Auslands-Hotels der Gruppe. Erst vor einer Woche war das Paar auf Mauritius im Urlaub gewesen. Nach der Rückkehr kam das jähe Ende. Wie das Erbe geregelt wird, ist noch nicht klar.

Bier, Hotels, Flieger: Das Imperium des Stefan Schörghuber

Seit 13 Jahren führte Stefan Schörghuber den Familienkonzern. 6300 Mitarbeiter hatte die Schörghuber-Gruppe mit Hauptquartier in der Denninger Straße in Bogenhausen. Ein weit gefächertes Unternehmen – manche Experten behaupten: zu weit gefächert. Die AZ stellt das Imperium vor.

Brauereien

Über die "Brau Holding International" (BHI), die Schörghuber zusammen mit dem niederländischen Bierkonzern Heineken betreibt, ist der Konzern an folgenden Biermarken beteiligt: Paulaner, Hacker Pschorr, Kulmbacher, Höpfner, Fürstenberg, Karlsberg. Die BHI ist Deutschlands drittgrößte Braugruppe. Doch in der BHI gab es Ärger: Schörghuber jagte BHI-Chef Friedrich Hoepfner 2007 vom Hof, übernahm selbst die Führung – und wechselte 2008 in den Aufsichtsrat. Das Gerücht, dass die Schörghuber-Gruppe sich langfristig aus dem Bier-Geschäft verabschieden wolle, haben die Verantwortlichen immer entschieden dementiert.

Hotels

41 Hotels betreibt die Schörghuber-Gruppe. In München sticht das Arabella-Hotel in Bogenhausen aus der Stadt-Silhouette. Besondere Schmuckstücke sind das "Westin Grand" in Kapstadt, Südafrika, ein Fünf-Sterne-Tempel mit atemberaubendem Blick aufs Meer. Oder das 300 Jahre alte "Hotel Elephant" in Weimar, das "St. Regis Mardavall" und "San Vida" auf Mallorca und das Edel-Hotel Schloss Fuschl bei Salzburg. Wie in vielen Sparten des Unternehmens war auch hier ein personeller Aderlass zu verzeichnen: Mit Ex-Geschäftsführer Carsten Rath räumte ein weiterer Top-Manager der Firma den Chef-Sessel.

Partner der Münchner ist der US-Hotelkonzern Starwood. Schörghuber habe sich nicht an Abmachungen gehalten, zitiert die "Wirtschaftswoche" einen Insider. Diesen Vorwurf hat Schörghuber stets bestritten. Sein Projekt am Tegernsee steht unter keinem guten Stern: Auf dem Gelände von Gut Kaltenbrunn wollte er ein Fünf-Sterne-Hotel bauen. Doch Anwohner klagten gegen dagegen – und brachten das Projekt zu Fall. Die Gemeinde hat bei den Planungen den Denkmalschutz nicht ausreichend berücksichtigt, befanden die Gerichte.

Flugzeuge

Zum Multi-Konzern gehört auch die Bavaria International Aircraft Leasing mit 21 Jets. Dass die Sparte zum Verkauf stehen soll, dementiert das Unternehmen.

Immobilien

Schon Schörghuber Senior baute gerne: den Arabellapark, den Elisenhof, den Kustermann- und den Zamilapark. Sein Sohn stürzte sich vor allem auf Prestige-Bauten: Er ließ und lässt Luxuswohnungen im Alten Hof und am Angerkloster errichten. Oder das Hofgarten Palais am Altstadtring. Oder den Skyline Tower des Star-Architekten Helmut Jahn, der in der Parkstadt Schwabing entsteht. Alles Projekte, deren Fortgang auch durch die Finanzkrise nicht gefährdet erscheinen.

Bergbahnen

An folgenden Bahnen ist die Schörghuber-Gruppe beteiligt: Spitzingsee, Brauneck, Wallberg. Eine große Rolle im Imperium spielen sie nicht.

Autos

Oldtimer waren die große Leidenschaft von Stefan Schörghuber. Die Karossen standen in seinen Hotels, auch lud er Kunden zu Spritztouren ein. Einige Mitarbeiter kritisieren: Die alten Schlitten stehen nur herum und bringen keinen einzigen neuen Kunden. Auf Autoliebhaber, wie Stefan Schörghuber einer war, üben sie allerdings eine gewaltige Anziehungskraft aus.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.