Tod auf den Gleisen: Dachauer (18) von S-Bahn erfasst
MÜNCHEN/DACHAU - Ein Schreiner aus Karlsfeld läuft – vermutlich nach einem Besuch im „Backstage“ – ins Gleis. Die S1 erfasst ihn, schleudert ihn gegen einen Mast. Die Mutter erleidet einen Nervenzusammenbruch
Der tragische Tod eines 18-Jährigen auf der Stammstrecke gibt der Polizei Rätsel auf. Der Schreiner aus Karlsfeld wurde am frühen Samstagmorgen nahe dem Bahnhof Hirschgarten von einer S1 erfasst und getötet. Warum der junge Mann, der in der Dunkelheit neben den Gleisen lief, den auf ihn zukommenden Zug nicht bemerkte und rechtzeitig zur Seite sprang, ist unklar.
Die Mutter des 18-Jährigen erlitt einen Nervenzusammenbruch, als sie am Wochenende die Nachricht vom Tod ihres Buben erhielt. Psychologen des Kriseninterventionsteams betreuen die Frau inzwischen. Zwei Wochen vor Weihnachten hat sie bei einem tragischen Unfall ihren einzigen Sohn verloren.
Der 18-Jährige war, so vermutet die Polizei, im Veranstaltungszentrum Backstage gewesen. Am frühen Samstagmorgen machte er sich auf den Heimweg. Warum er allerdings nicht einfach am Bahnhof Hirschgarten auf die S2 nach Dachau wartete, ist unklar. Stattdessen ging der Schreiner neben den verschneiten Schienen in Richtung Donnersberger Brücke.
Bei Kilometer 2,4 kam es zur Tragödie: Der 27-jährige Lokführer der S1 nach Freising sah im letzten Moment eine Gestalt vor sich. Er zog die Notbremse, gleichzeitig ertönte ein schriller Pfiff des Signalhorns. Doch es war zu spät – der 18-Jährige wurde Sekunden später von dem Zug erfasst und gegen einen Masten geschleudert. Der Schreiner erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen.
Die Stammstrecke war am Samstag von 6.15 Uhr ab zwei Stunden gesperrt. Das Verkehrsunfallkommando ermittelt. Freunde und Bekannte des 18-Jährigen werden befragt. Derzeit ist völlig unklar, warum der junge Mann, der neben den Gleisen lief, die beleuchtete S-Bahn, die ihm mit Tempo 80 km/h entgegenkam, nicht bemerkte. Möglicherweise war der Schreiner nicht mehr ganz nüchtern, möglicherweise hörte er Musik und war deshalb abgelenkt.
„Hinweise auf einen Selbstmord liegen nicht vor“, erklärte eine Polizeisprecherin. Der 18-Jährige, der in Karlsfeld bei seiner Mutter wohnte, hat jedenfalls keinen Abschiedsbrief hinterlassen.
Ralph Hub
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