Tod auf dem Jochberg

Der Münchner Hausberg gilt als harmlos. Eine Germeringerin (39) stürzt hier in den Tod. Was Experten dazu sagen.
von  Anne Hund
1565 Meter hoch: Auf dem Jochberg ist eine 39-jährige Wanderin aus Germering tödlich verunglückt.
1565 Meter hoch: Auf dem Jochberg ist eine 39-jährige Wanderin aus Germering tödlich verunglückt. © imago

Der Hausberg gilt als harmlos und ist ein beliebtes Ziel für Münchner Wanderer. Eine Germeringerin (39) stürzt hier in den Tod. Was Experten sagen.

München - Es ist eine furchtbare Meldung, die vom Jochberg kommt: Ausgerechnet an dem beliebten Münchner Hausberg, den auch nicht geübte Wanderer üblicherweise problemlos besteigen können, ist eine Frau († 39) aus Germering tödlich verunglückt. Die Polizei fand die sportliche Blondine, die offenbar öfter in den Bergen unterwegs gewesen war, am Freitagabend tot in einem Schneefeld auf der Nordseite des als harmlos geltenden Bergs liegen.

Laut Polizei war die Wanderin an ihren schweren Verletzungen gestorben, nachdem sie vermutlich beim Abstieg vom Gipfel nahe eines Aussichtspunktes auf etwa 1160 Metern Höhe ausgerutscht und rund 200 Meter tief gestürzt war. Sie sei am Gipfel angekommen, hatte die Sportlerin einer Freundin am Mittwochmittag noch per SMS geschrieben. Angehörige meldeten die Frau am Freitag als vermisst. Am Nachmittag suchten Polizei und Bergwacht daraufhin mit Hubschraubern nach der 39-Jährigen.

Die Stelle, an der sie die Leiche fanden, liegt jenseits der Wanderroute, die an Wochenenden hunderte Ausflügler begehen. Bergsteiger nennen sie „das rechte Gully“, im Winter seien dort Eiskletterer unterwegs, erklärt ein Polizist in Kochel. Momentan sei es dafür jedoch zu warm. Warum die Bergsteigerin, die feste Schuhe und eine Softshell-Jacke trug, nahe dem Aussichtspunkt abgestürzt war? Für einen Selbstmord gab es keine Beweise.

Gernot Walther, Bereitschaftsleiter der Bergwacht in Kochel, geht von einer Verquickung tragischer Umstände aus: Womöglich sei die Frau auf einen Felsvorsprung getreten, um die Aussicht zu genießen. In diese „Sackgasse“ würden hunderte Wanderer täglich gehen. Jetzt, wenn noch Restschnee liege, könne der Boden an der Steilkante irgendwann brechen. Immer wieder kämen Wanderer am Jochberg im Dunkeln vom Weg ab, sagt der Bergführer.

Die Betroffenen würden meist in Richtung Süden gehen; die 39-Jährige dagegen gelangte in das steile, rutschige Gelände. Dort, auf der vom Wind abgewandten Seite des 1565 Meter hohen Jochbergs, werden Rinnen und Mulden vom Schnee zugeweht. Walther rät von Touren oberhalb der Schneegrenze ab: „Ein falscher Tritt und die Schneedecke bricht ein.“ Bei allen Touren gelte: Rechtzeitig losgehen, immer eine Lampe mitnehmen und vorher unbedingt die Wetterlage checken. Gerade jetzt, wenn es wärmer wird und Lawinen abgehen.

 

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