Tochter über Monate zum Sex gezwungen

MÜNCHEN - Gelernt hat er Maschinenbaumechaniker, gearbeitet hat er nie. Paul T. (34, alle Namen geändert) lernte 1994 seine spätere Ehefrau Carla (36) kennen und zog noch im selben Jahr mit ihr und ihrer Tochter Theresa zusammen. Nun wird ihm vorgeworfen, das damals 16-jährige Mädchen monatelang zum Sex gezwungen zu haben.
Wegen Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch von Schutzbefohlenen in 75 Fällen steht T. seit Montag vor dem Münchner Landgericht. Doch er ist uneinsichtig, spricht von Liebe. Lang und breit versuchte er dem Gericht zu erklären, wie sich die „Liebesbeziehung“ zur minderjährigen Stieftochter im Herbst 2007 nach dem Umzug der Familie von München nach Glonn entwickelte.
Man begann sich Bussis zu geben. Wenn sie über Menstruationsbeschwerden klagte, massierte er ihr den Bauch. „Wenn ich sie im Nacken streichelte, hat sie das sehr gemocht.“
"Massive Drohkulisse"
Die Anklage spricht eine ganz andere Sprache. Der Stiefvater habe eine massive Drohkulisse aufgebaut, um sich das Mädchen gefügig zu machen. Von Psychoterror, Verhören bis spät in die Nacht, Schlafentzug und Drohungen ist da die Rede. Um ihren Widerstand zu brechen, sperrte er die 16-Jährige wiederholt und nächtelang in die Küche. Dann vergewaltigte er sie. Schon beim ersten Mal im November 2007, machte er Theresa klar, dass es kein Zurück mehr gebe, er wolle und werde mit ihr schlafen. Sie ließ seine massiven sexuellen Übergriffe aus Angst dann ein halbes Jahr über sich ergehen. Erst im Juni offenbarte sie sich ihrer Mutter.
Fünf Tage später wanderte Paul T. in Untersuchungshaft. „Es sind die beiden Menschen, denen ich am meisten vertraut habe“, versuchte die Mutter gestern unter Tränen sich und dem Gericht zu erklären, wie es möglich war, dass sie von alledem nichts bemerkte. Und das obwohl die drei im Wohnzimmer ein Matratzenlager teilten und ihr Mann Theresa direkt neben der schlafenden Mutter vergewaltigte. Carla T.:„Ich bin nach der Arbeit ins Bett gefallen und erschöpft eingeschlafen.“
Der Prozess wird fortgesetzt.
John Schneider