Tipps fürs Osterwochenende: Kunst und Kultur um München entdecken

Malerei, Bildhauerei, Kirchenarchitektur oder Zeitgenössische Kunst: Diese Ausflüge von München aus werden Ihr Osterwochenende bereichern.
von  Ruth Frömmer, Carmen Merckenschlager, Nina Job, Christa Sigg, Myriam Siegert, John Schneider, Sophie Anfang
Ein Kleinod des Rokoko: Die Wieskirche bei Steingaden.
Ein Kleinod des Rokoko: Die Wieskirche bei Steingaden. © Martin Siepmann/imago

München – Schon schön, Ostern mit Brunch und Braten zu verbringen. Noch besser ist es freilich, diese genussvolle Zeit mit Kultur zu ergänzen. München selbst hat freilich eine Vielzahl an Museen und Ausstellungsräumen, doch manchmal zieht es einen einfach hinaus, um etwas anderes zu sehen. Viele Museen haben tatsächlich auch an den Feiertagen geöffnet und bieten oftmals sogar besondere Führungen für Besucher an. Rund um die Stadt finden sich etliche Möglichkeiten, die Kulturinteressierte begeistern. Egal, ob Sie lieber zeitgenössische Kunst mögen, Alte Meister bewundern, Skulpturen erleben oder Expressionismus im Original sehen wollen: Auf dieser Doppelseite hat die AZ-Redaktion Ausflugsziele zusammengetragen, die kulturell wertvoll sind.

Gerhard-Richter-Fans können es sich sogar aussuchen, wo sie das Werk dieses Ausnahmekünstlers sehen möchten, gleich zwei Ausstellungen, die wir hier vorstellen, sind ihm gewidmet. Oder möchten Sie doch lieber eine entzückende Rokokokirche besuchen, schließlich ist Ostern ja ein besonders guter Zeitpunkt dafür. Alternativ gibt es in Rosenheim auch alte und ganz moderne Helden zu erleben. Und noch viel mehr. Viel Spaß bei Ihrem Ausflug und frohe Ostern!

Gerhard Richter im Neuen Museum in Nürnberg

Sie mögen die Bilder von Gerhard Richter? Dann ist Nürnberg derzeit einen Ausflug wert. Die Werke des berühmten deutschen Malers zählen zu den Highlights des Neuen Museums in der Franken-Metropole. Mit rund 30 Dauerleihgaben aus der Sammlung Böckmann verfügt das Haus nach eigenen Angaben über eine der größten öffentlichen Richter-Sammlungen. Die aktuelle Ausstellung heißt "Gerhard Richter. On Display".

"Seestück (bewölkt)" (1969) von Gerhard Richter hängt derzeit im Nürnberger Neuen Museum.
"Seestück (bewölkt)" (1969) von Gerhard Richter hängt derzeit im Nürnberger Neuen Museum. © picture alliance/dpa

So wirbt das Neue Museum am Klarissenplatz selbst für einen Besuch: "Der deutsche Maler zählt seit langem zu den bedeutendsten Künstlern der Gegenwart. Sein vielseitiges Oeuvre, das von unscharfen Fotobildern bis zu abstrakten Gemälden reicht, ist dabei immer eine Herausforderung an unser Sehen." Die Ausstellung zeigt Fotobilder, Farbtafeln, Landschaften, Stillleben, die Grauen Bilder, Stadtbilder, konstruierte Abstraktionen und die umfangreiche Werkgruppe der abstrakten Bilder Richters.

Am Ostersamstag und am Ostermontag gibt es um 15 Uhr Führungen zu Richter. Anmeldung empfiehlt sich. Museumskasse: Tel. 0911 - 240 20 69

Ausflüge für Ostern: Kunst und Kultur für Interessierte aus München

Georg Grasegger im Museum Werdenfels

Alles ist in Bewegung. Ein Paar tanzt so schwungvoll, dass man nicht so recht weiß, ob die beiden demnächst das Raufen anfangen. Ein feister Satyr amüsiert sich bis zum Umfallen. Und zwei Kinder singen so inbrünstig, dass es ihre Haare wie bei einem Windstoß nach hinten weht. Georg Grasegger ist wirklich eine wilde Entdeckung.

Georg Graseggers Bronze "Singende Jugend" von 1915 stammt aus privatem Besitz.
Georg Graseggers Bronze "Singende Jugend" von 1915 stammt aus privatem Besitz. © Anton Brandl/Museum Werdenfels

1873 wurde der expressionistische Bildhauer in Partenkirchen geboren, an der Münchner Kunstakademie hat er studiert, und dann kam auch schon der Ruf nach Köln an die Kunstgewerbeschule. Deshalb hat Grasegger den Großteil seines Werks im Rheinland geschaffen. Die Kölner lieben seinen Karnevalsbrunnen. Aber auch in München findet man zumindest den Chronos an der Fassade des Justizpalastes. Schön, dass das Museum Werdenfels 100 Arbeiten von Grasegger zeigt und damit einen interessanten Künstler ans Licht befördert.

Garmisch-Partenkirchen, Ludwigstraße 47, bis 3. November Di bis So/Fei 10 bis 17 Uhr

Heldinnen und Helden im Lokschuppen Rosenheim

Ob im Roman oder im echten Leben: Heldinnen und Helden inspirieren und faszinieren uns, aber sie polarisieren auch. Das Ausstellungszentrum Lokschuppen in Rosenheim präsentiert auf über 1500 Quadratmetern die Welt von Herakles über Jeanne d'Arc und Marie Curie bis zu den Helden von Bern, Wonder Woman und Batman.

Das Graffiti "Super Nurse" aus dem Jahr 2020 in Hamm. Zu sehen im Lokschuppen.
Das Graffiti "Super Nurse" aus dem Jahr 2020 in Hamm. Zu sehen im Lokschuppen. © Annette Kiehl, Westfalenspiegel; Künstler: uzey

Hier erfährt man, was Heldinnen und Helden ausmacht, wer sie schafft und warum die Menschen sie brauchen. Erzählt wird von ihren Taten und Geschichten, aber auch von ihren Schattenseiten. Mit 391 Exponaten, Mitmachstationen und einem innovativen Medienkonzept. Für kleine Kinder ab Lesealter gibt es einen Kinderrundgang, der die Exponate kindgerecht erklärt.

Rathausstr. 24, Rosenheim Mo-Fr: 9 bis 18 Uhr Sa, So, Feiertag: 10 bis 18 Uhr

Simplicissimus und mehr im Olaf Gulbransson-Museum

Aus dem Norden ins schöne Tegernsee: Olaf Gulbransson (1873-1958) ließ sich hier 1929 nieder, damals ist er bereits ein erfolgreicher Zeichner. In München aber wird er ab 1902 zu einem der wichtigsten Karikaturisten des Simplicissimus.

Die berühmten Simplicissimus-Zeichnungen.
Die berühmten Simplicissimus-Zeichnungen. © picture-alliance/ dpa

Im Museum in Tegernsee ist eine Auswahl seiner Karikaturen, Buchillustrationen und seltenen Ölgemälde zu sehen. Und wem es nach Nürnberg zu weit ist – aktuell (bis 28.7.) ist in Tegernsee zusätzlich eine Sonderausstellung mit Werken von Gerhard Richter zu sehen.

Tegernsee, Kurgarten 5, Di-So und Ostermontag 10 bis 17 Uhr. Ostermontag 14 Uhr, Führung durch die Sonderausstellung mit Voranmeldung.

"Spielen heißt Verändern" im Museum der Moderne Salzburg

Wenn es um die Lage geht, kann kaum ein anderes Museum mithalten: Beim Museum der Moderne in Salzburg, hoch oben auf dem Mönchsberg gelegen, bietet die Terrasse mit Café einen der besten Blicke auf die österreichische Stadt. Aber man kommt ja nicht nur fürs Kulinarische hier herauf (oder nimmt den Aufzug).

Lage ist alles! Das Museum der Moderne in Salzburg.
Lage ist alles! Das Museum der Moderne in Salzburg. © IMAGO/Pond5 Images

Wer zeitgenössische Kunst mag, erfreut sich hier an den regelmäßig wechselnden Ausstellungen. "Spielen heißt Verändern" etwa widmet sich noch bis in den Herbst dem Spiel als Motor für kulturellen Wandel und der Frage, wie sich der Spieltrieb in der Kunst auswirkt. Was sagen Spiele darüber aus, wie wir miteinander umgehen? Spannende Fragen.

Mo-So 10 bis 18 Uhr, auch Ostern geöffnet

Franz Mark Museum in Kochel: Sammlung neu entdecken

Wenn Sie sich jetzt wundern, dass da weder Pferde noch Rehe zu sehen sind, wird es Zeit, dem Franz Marc Museum einen Besuch abzustatten. Natürlich ist man hoch überm Kochelsee dem namensgebenden Münchner Maler und Mitbegründer des Blauen Reiter verpflichtet. Das soll auch so bleiben, wenngleich mit der letzten Ausstellung von Cathrin Klingsöhr-Leroy eine Ära zu Ende geht. Fast 20 Jahre hat die Direktorin eine tolle Schau nach der anderen verwirklicht und das Haus über die Regionalliga in die Champions League befördert. Mit drei Kolleginnen blickt sie zum Abschied auf die Sammlung, die sich eben nicht nur auf Franz Marc konzentriert. Die Künstlerin Karin Kneffel beschäftigt sich mit Mutter-Kind-Beziehungen durch die Kunstgeschichte hindurch.

Max Beckmanns "Garderobe" von 1928, eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz, reflektiert das sich Herrichten und Aufbrezeln.
Max Beckmanns "Garderobe" von 1928, eine Dauerleihgabe aus Privatbesitz, reflektiert das sich Herrichten und Aufbrezeln. © collecto.art

Die Romanistin Barbara Vinken untersucht Werke von Max Beckmann bis Otto Dix nach dem subversiven Charakter ihrer Mode – Else Lasker-Schüler hatte als Prinz Jusuf in den 1910er Jahren früh schon die Hosen an. Die Kunsthistorikerin Julia Voss konfrontiert Werke von Hilma af Klint mit Bildern Wassily Kandinskys: Beide waren überzeugt von der Kraft des Geistigen. Und Klingsöhr-Leroy fragt sich, ob Pflanzen eine Seele haben. Die Antwort findet sie bei Paul Klee oder dem Pollenkünstler Wolfgang Laib. Ein grandioses Adieu, für das sich jeder Kilometer nach Kochel lohnt. 

Bis 30. Juni, Di-So/Fei 10 bis 17 Uhr, ab 1. April bis 18 Uhr

Rokoko-Kirchen, Expressionismus: Breites Angebot an Ausstellungen und Kulturorten

Rokoko in der Wieskirche bei Steingaden

Die im 18. Jahrhundert erbaute Wieskirche wird seit 1983 als Weltkulturerbe der Unesco geführt. Das hat seinen Grund, das sehr pittoresk gelegene Gotteshaus gilt nicht umsonst als Rokokojuwel. Erschaffen von den Brüdern Dominikus und Baptist Zimmermann weist der Kirchenraum zwar die typisch üppige Pracht mit Stuck und Gold auf, trotzdem bleibt die Wieskirche elegant. An den Ostertagen lohnt sich ein Besuch besonders, auch fernab der Architektur, denn in der Wallfahrtskirche finden an den Osterfeiertagen natürlich auch Gottesdienste statt. Am Karsamstag um 21 Uhr eine Feier der Osternacht mit Speiseweihe, am Ostersonntag und -montag jeweils um 11 Uhr ein Hochamt.

Wer Rokoko mag, hat in der Wieskirche viel zu schauen.
Wer Rokoko mag, hat in der Wieskirche viel zu schauen. © anf

Wenn Sie Ihren Kirchenbesuch mit Natur verbinden möchten, sei Ihnen die Runde ab Steingaden empfohlen, die Sie in drei Stunden zur Wieskirche und wieder zurück in den Ort bringt. Von Steingaden gehen Sie zur Schlöglmühle und folgen dann dem Wegweiser zur Wieskirche über den Brettlweg. Dieser führt durch das Wiesfilz, was im Frühjahr besonders schön und sonnig ist. Für den Rückweg können Sie denselben Weg wählen, oder in Richtung Oberer Lindegger See gehen. An diesem vorbei wandern Sie weiter in den kleinen Ort Hiebler und dann über weite Felder mit Blick auf verschiedene Weiher zurück nach Steingaden. Ein vielfältiges Osterprogramm!

August Seidel in der Städtische Galerie Rosenheim

Er machte sich hoch zu Ross, per Kutsche und zu Fuß auf den Weg in die Natur. Im Gepäck hatte er Skizzenblöcke, Leinwände, Paletten und Aquarellfarben. Der Münchner Maler August Seidel (1820-1904) hat nicht nur wunderbar detailreiche Bilder vom alten München gemalt. Es zog ihn wie viele seiner Zeitgenossen auch stark in die Natur. Oft machte er sich mit seinem Bruder Franz, der ebenfalls Maler war, auf die Suche nach "Naturwahrheit" und dem "Idyllischeinfachen".

Romantischer Realismus: 1850 hat der Münchner August Seidel dieses Ölbild "Hütte am Chiemsee bei Mondschein" gemalt.
Romantischer Realismus: 1850 hat der Münchner August Seidel dieses Ölbild "Hütte am Chiemsee bei Mondschein" gemalt. © Lenz Mayer

In der Städtischen Galerie Rosenheim (gleich neben dem Lokschuppen) wird unter dem Titel "Sehnsuchtsblaue Ferne" bis 12. Mai eine umfangreiche Schau von August Seidels Landschaftsbildern gezeigt. Außerdem sind Werke von Seidels Zeitgenossen Carl Spitzweg, Christian Morgenstern, Johann Friedrich Voltz, Ludwig Sckell, Eduard Schleich d. Ä. und anderen ausgestellt. Über 100 Bilder, die zum Großteil aus privaten Sammlungen stammen, hängen hier. Bekanntester Sammler ist der Münchner Raketeningenieur Robert Schmucker. Er will den lange vergessenen Maler wieder bekannter machen. Schmucker finanziert auch eine Forschungsstelle im Gärtnerplatzviertel über August Seidel.

Städtische Galerie, Max-Bram-Platz 2, Rosenheim, Di-So geöffnet, 13 bis 17 Uhr, Ostermontag geschlossen, 6 Euro, erm. 4 Euro

Bernried oder Landshut: Kultur-Ausflugstipps für Münchner

Leo von König im Museum Bernried

Es war chic, sich von ihm porträtieren zu lassen. Deshalb hatte Leo von König die Schönen und die Reichen vor seiner Leinwand. Dazu gehörte Cilly Außem, die 1931 nicht nur als erste Deutsche Wimbledon gewann, sondern auch noch die French Open. Oder die legendäre Tänzerin Mary Wigman, die König 1912 in modisch eng anliegender Cloche Modell saß.

1912 hat Leo von König die Tänzerin Mary Wigman porträtiert.
1912 hat Leo von König die Tänzerin Mary Wigman porträtiert. © Stiftung Stadtmuseum Berlin, Reproduktion: Oliver Ziebe, Berlin

Der Womanizer wusste schon, wie man die Damen vorteilhaft inszeniert, wenngleich ihn Käthe Kollwitz und Ernst Barlach zu seinen eindrucksvollsten Bildnissen inspirierten. Also zwei Künstler, die mit Glamour so gar nichts am Hut hatten. Noch bis 7. April ist Leo von König im Buchheim Museum in Bernried zu erleben.

Di-So, 10 bis 17 Uhr, ab 1. April 18 Uhr, Führung So, 15 Uhr

Koenig Museum in Landshut

Der Wahllandshuter Fritz Koenig gilt als sehr bedeutender Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Seine Werke stehen in Berlin, Florenz oder New York. Im Koenig Museum in Landshut ist derzeit die Ausstellung "Mahnmale. Erinnerungskultur im Werk von Fritz Koenig" zu sehen. Koenig ist unter anderem Schaffer der Skulptur "The Sphere", die als 9/11-Mahnmal im Liberty Park nahe des neuaufgebauten World Trade Centers steht.

Das Koenig Museum liegt am Fuß des Landshuter Hofbergs. Der eignet sich für einen Spaziergang nach dem Museumsbesuch.
Das Koenig Museum liegt am Fuß des Landshuter Hofbergs. Der eignet sich für einen Spaziergang nach dem Museumsbesuch. © picture alliance / Armin Weigel/dpa

Schon vor dem Anschlag stand die Kugelkaryatide vor dem World Trade Center. Das Werk wurde aus den Trümmern geborgen. Zu Koenigs wichtigsten Werken gehört auch das Mahnmal im KZ Mauthausen oder der Klagebalken im Olympiapark zum Gedenken an die Opfer des Olympia-Attentats. Die Ausstellung soll ein Bewusstsein für Erinnerung hervorbringen.

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