Interview

Tina Schüssler im AZ-Interview: "Was für ein schrecklicher Tag"

Die Sängerin Tina Schüssler war Augenzeugin des Dramas um den Münchner Boxer Musa Yamak (†).In der AZ spricht sie über die Tragödie – und die angebliche Behinderung der Rettungskräfte.
von  Matthias Kerber
Tina Schüssler
Tina Schüssler © PR

AZ-Interview mit Tina Schüssler: Die ehemalige Kickboxerin und heutige Sängerin war am Samstag der Showact bei dem tragischen Boxabend im Garchinger Bürgerhaus.

AZ: Frau Schüssler, Sie, die ehemalige Kickbox- und Boxweltmeisterin, waren am Samstag im Bürgerhaus in Garching vor Ort, als es zu dem Todes-Drama um den Münchner Boxer Musa Askan Yamak gekommen ist.
TINA SCHÜSSLER: Ja, ich habe den Song "Roter Faden" vor seinem Kampf performt, wir haben uns im Ring noch abgeklatscht, dann bin ich runter, saß in der ersten Reihe beim Kampfgericht. Die ersten zwei Runden waren ein klassisches Abtasten im Ring, ein Gefühl für den Gegner bekommen. Es gab keine harten Treffer. Als dann das Nummerngirl vor der dritten Runde gerade den Ring verließ, ist Yamak einfach ohne jede Kampfhandlung zusammengebrochen. Ich habe mir gleich gedacht, das sieht gar nicht gut aus. Er blieb einige Sekunden regungslos liegen und dann sind sofort die vier Sanitäter und auch der Ringarzt rein und haben sich um ihn gekümmert.

Tina Schüssler: "Es fühlt sich so irreal an"

Sie mussten, mitansehen, wie ein Mensch direkt vor Ihnen um sein Leben kämpft – und diesen Kampf letztlich dann auch noch tragischerweise verliert.
Ja, ich bin immer noch fassungslos. Es fühlt sich so irreal an. Acht Minuten davor waren wir noch aneinander vorbeigegangen, wir hatten auch die Kabinen nebeneinander, ich habe mitgekriegt, wie er sich für den Fight warm macht, auf den Kampf vorbereitet und dann muss man zusehen, wie ihm sofort Sauerstoff verabreicht wird, Herzdruck-Massagen eingeleitet werden. Es war schrecklich, die Mutter saß weinend da, der Vater ist in den Ring, ihm wurde ein Stuhl gebracht, weil er natürlich völlig fertig war. Es ist die Hölle, das mitansehen zu müssen, wie es dann erst für die Eltern, den Bruder, der ja auch der Veranstalter des Events war, ist, kann man sich gar nicht vorstellen.

"Es wurde sofort alles getan, um das Leben von Yamak zu retten"

Es wurde berichtet, dass die Arbeit der Sanitäter vor Ort angeblich von aufgewühlten Zuschauern behindert worden sei.
Das stimmt nicht! Es wurde sofort alles getan, um das Leben von Yamak zu retten, das war vorbildlich. Da wurde gar niemand behindert, ich habe es ja mit eigenen Augen gesehen. Klar ist der Bruder in den Ring und hat auch geschrien, dass die Leute bitte sofort den Saal verlassen sollen, weil es eben einen medizinischen Notfall gibt. Der Ringsprecher und ich haben uns dann ja auch Mikrofone geschnappt und haben das auch noch mal durchgesagt, dass die Veranstaltung beendet ist, dass bitte alle nach draußen gehen sollen, Ich habe auch verhindert, dass Handyvideos gemacht werden. Es wurden sofort die Ringseile abgebaut, damit die Rettungskräfte noch besser arbeiten konnten. Vor der Halle waren dann noch viele der Zuschauer, ich bin dann raus und haben ihnen auch noch mal durchgesagt, dass sie bitte nach Hause gehen sollten, das wurde alles gemacht. Es herrschte - auch, wenn das Wort in den Zusammenhang vielleicht unglücklich oder unpassend ist - eine Totenstille. Allen war klar, dass hier gerade etwas unfassbar Schreckliches passiert.

"Ich bin traurig, schockiert, fassungslos"

Die Sanitäter versuchten alles, um den 38-jährigen Yamak zu retten.
Ja, ich habe gehört, dass sie noch im Sanka 90 Minuten versucht haben, ihn zu animieren. Aber es half alles nichts. Er ist wohl an einem Herzinfarkt gestorben. Ich bin traurig, schockiert, fassungslos. Mir fehlen die Worte, um das zu beschreiben. Ich kann nur sagen, dass meine Gedanken bei der Familie, den Freunden sind. Was für eine schreckliche Tragödie, was für ein schrecklicher Tag.

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