Interview

Timeride in München: "Wir versuchen, nah an der Realität zu sein"

Wie hat München im Mittelalter ausgesehen? Auf neuen Stadtführungen kann man das nun mit eigenen Augen erleben.
von  Conie Morarescu
AZ-Interview mit Jonas Rothe: Der 35-Jährige hat 2016 Timeride gegründet. Mit den virtuellen Zeitreisen hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt.
AZ-Interview mit Jonas Rothe: Der 35-Jährige hat 2016 Timeride gegründet. Mit den virtuellen Zeitreisen hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt. © Bernd Wackerbauer

München - Jonas Rothe will seine Kunden auf eine möglichst real empfundene Zeitreise mitnehmen. Der AZ hat er erklärt, wie das geht.

AZ: Herr Rothe, wie kamen Sie auf die außergewöhnliche Geschäftsidee, virtuelle Stadtführungen anzubieten?
Jonas Rothe: Schon seit meiner Jugend begeistert mich Geschichte und mich hat der Wunsch nie losgelassen, eine richtige Zeitreise zu erleben. Ich glaube, mich hat auch der Film "Zurück in die Zukunft" stark geprägt. 2014 bin ich zum ersten Mal mit der Virtual Reality-Technik in Verbindung gekommen. Da war für mich klar: Diese Technik kann man nicht nur für Videospiele verwenden. Ich kann damit auch meine Vision von einer virtuellen Zeitreise umsetzen.

Ein Expertenteam arbeitet an dem Projekt

Wie werden diese Animationen produziert? Die müssen unheimlich aufwendig sein.
Wir haben ein großes Expertenteam, das die geschichtlichen Szenarien umsetzt. Da sind Historiker, die sich auf verschiedene Epochen spezialisiert haben. Die nehmen die Recherche vor, sie finden anhand von historischem Material, zum Beispiel Gemälden, Fotografien und Schriftstücken, heraus, wie damals alles ausgesehen haben muss. Wie die Menschen gekleidet waren, welche Gebäude an welcher Stelle standen. Wir versuchen möglichst nah an der Realität zu sein. Dann kommen die 3D-Animatoren, Charakter- und Sounddesigner zum Zug. Es ist ein monatelanger, aufwendiger Prozess.

Für wen sind die Führungen gedacht?
Nicht nur für Touristen, vor allem auch für die Münchner selbst. Sie können erfahren und erleben, wie ihre Stadt früher ausgesehen hat. Wir haben auch Schulklassen da. Für die Kinder ist das natürlich auch total spannend.

Der Fantasie freien Lauf lassen

Könnte durch das Virtuelle nicht irgendwann die Fantasie verlorengehen?
In meinen Augen regen wir die Fantasie nur an. Wenn ich einmal miterleben und sehen konnte, wie ein Ritterturnier mitten auf dem Marienplatz einmal ausgesehen haben könnte, dann kann ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und dieses Erlebnis weiterspinnen in meinem Kopf. Dann habe ich schon einmal eine Vorstellung davon. Die Animation dient nur als Anregung.

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