Tierschutz oder Geld? Streit um Isarland

Das städtische Gestüt am Starnberger See soll verkauft werden. Das entzweit den Stadtrat
Willi Bock |
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Ein Bild aus sonnigen Tagen: Das Gestüt Isarland am Starnberger See.
Ein Bild aus sonnigen Tagen: Das Gestüt Isarland am Starnberger See.

MÜNCHEN/STARNBERG Seit über 60 Jahren besitzt die Stadt das Gestüt Isarland am Starnberger See. Ein Erbe aus der Nazi-Zeit. Zuletzt betrieben vom „Verein zur Förderung der Pferdezucht”. Eine Vereinigung vor allem aus Stadträten und Verwaltungsleuten. Nachdem deren Einfluss im Stadtrat geschwunden ist, soll das Gestüt verkauft werden. Doch das geht nicht ohne Ärger ab.
Das Kommunalreferat ist eisern: Pferdezucht sei keine kommunale Aufgabe. Erst recht nicht auf einem Gestüt, das weit außerhalb der Stadt bei Percha liege.
Im März stimmte dann der Stadtrat (mit Grimmen in allen Fraktionen) der Ausschreibung zu. Nächste Woche endet die Bewerbungsfrist. Und es zeichnet sich ein Kampf zwischen sozialem Engagement und dem verlockenden großen Geld ab.

Einer der Interessenten ist der Deutsche Tierschutzbund: Der Favorit fürs soziale Herz bei der CSU und bei einigen anderen Stadträten. Der möchte dort ein Pferdeschutz- und Informationszentrum errichten: Mit Gnadenhof, therapeutischem Reiten und mit der Ausbildung von Behinderten zum Pferdewirt.
Der Tierschutzbund hat bundesweit mit Projekten gezeigt, dass er so etwas alleine stemmen kann. Das Gestüt ist ja kein kleiner Ponyhof: 41 Hektar (wovon die Hofstelle 22000 Quadratmeter ausmacht), Gestütsgebäude und rund 90 Pferdeboxen.
Aber die Stadt verkauft gegen Höchstgebot. Und wie man hört, sind die Verantwortlichen bislang nicht bereit, davon abzugehen. Zwar heißt es in der Ausschreibung: Auch Projekte zum Tierschutz oder mit therapeutischem Hintergrund seien willkommen.

Das ist aber auch eine Geldfrage. Wie die AZ erfuhr, haben sich auch Bauträger gemeldet: Ein Teil des Areals könnte Bauerwartungsland werden – wenn die Stadt Starnberg die Wiesen umwidmet. Dann geht es nicht mehr von einem Wert um die drei Millionen Euro – sondern von sieben oder acht Millionen.
Da kann der Tierschutzbund nicht mitbieten. Und wenn die Stadt unter Wert verkauft, könnte die Regierung von Oberbayern einschreiten.
CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk fordert daher: Die Stadt soll die Ausschreibung aufheben und exklusiv mit einem sozialen Partner verhandeln – wie dem Tierschutzbund.
Doch das sehen die anderen Parteien kritisch. Grünen-Stadtrat Florian Vogel schlägt vor: Dann solle die Stadt Starnberg das Gestüt kaufen. Doch der dortige Bürgermeister scheint das nicht zu wollen.

Nächsten Donnerstag endet die Bewerbungsfrist. Eine Woche später soll der Stadtrat über den schwierigen Verkauf beschließen.

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