Tierschützerin kritisiert die Bahn: Gefangene Taube verendet am Hauptbahnhof

Am Samstag hat sich eine Taube in einem Netz am Münchner Hauptbahnhof verfangen. Tierschützer versuchten sie zu retten – vergeblich. Das Veterinäramt geht davon aus, dass das Tier mittlerweile tot ist.
von  Christina Barnes
Mittlerweile ist die Taube wohl tot.
Mittlerweile ist die Taube wohl tot.

München - Seit vier Tagen ist am Münchner Hauptbahnhof eine Taube hinter einem Netz in fast 14 Metern Höhe gefangen. Tierschützer versuchen seitdem, das Tier aus seiner Lage zu befreien – ohne Erfolg. 

Monika Wölk war Samstag, Sonntag und Montag mit anderen ehrenamtlichen Tierschützern am Hauptbahnhof vor Ort und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Deutsche Bahn. "Am Sonntag waren wir der Rettung ganz nah", erzählt sie der AZ. Aus Innsbruck sei extra eine Firma nach München gekommen, um die Taube zu befreien, doch die Bahn habe dies verboten. 

Hauptbahnhof München: Tierschützerin erhebt schwere Vorwürfe 

Die Tierschützer seien nach Hause geschickt worden mit der Begründung, dass sich die Bahn am Tag danach selbst um die Befreiung der Taube kümmere. Doch bis zum heutigen Mittwoch sei nichts passiert, sagt Wölk. Sie zeigt sich besorgt: "Da oben sind auch Eier, vielleicht sogar Küken. Es besteht die Gefahr, dass sie nicht mehr versorgt werden. Das Partnertier war bis gestern noch da, heute ist es aber nicht mehr gesehen worden. Wir müssen da unbedingt rauf."

Das Verhalten der Bahn bezeichnet die Tierschützerin als "reine Schikane. Das darf nie wieder vorkommen. Es darf kein Tier mehr verrecken, nur weil die Bahn uns Steine in den Weg legt bzw. uns nicht ernst nimmt und nach Hause schickt".

Ein Tierrechtsanwalt habe die Deutsche Bahn wegen unterlassener Hilfeleistung angezeigt. Denn laut Wölk ist es nicht das erste Mal, dass eine Taube am Hauptbahnhof gefangen ist.

Die Taube war seit Samstag in dem Netz gefangen.
Die Taube war seit Samstag in dem Netz gefangen. © privat

Deutsche Bahn weist Vorwürfe zurück

Die Deutsche Bahn weist die Vorwürfe der Tierschützerin auf AZ-Anfrage zurück. Eine Sprecherin erklärt: "Wir haben sofort, nachdem die Taube entdeckt wurde, einen Hubsteiger zur Rettung des Tieres angefordert." Dieser sei am Mittwoch eingetroffen. Auch gegenüber den Tierschützern wurde erklärt, dass die Lieferung des Steigers mehrere Tage gedauert habe, sagt Wölk. Doch daran zweifelt sie. "Wenn man ihn am Montagmorgen anfordert, ist er Montagnachmittag da."

Die Bahn erklärt weiter, eine Rettung in der Höhe sei nur mit einem Steiger möglich, "auch nicht durch die Feuerwehr. Der Einsatz der privat angeforderten Industriekletterer war aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich."

Rettung durch Feuerwehr nicht möglich

Auf AZ-Anfrage erklärte die Feuerwehr München, sich die Situation vor Ort angesehen zu haben und bestätigte, dass eine Rettung mit ihren Mitteln nicht möglich gewesen sei: Der Bahnsteig sei mit der großen Drehleiter nicht befahrbar, mit einer Tragleiter komme man nicht an die Taube heran. Zudem sei bei Letzterer die Gefahr für die Einsatzkräfte zu groß. Die Feuerwehr stellt klar: "Die reine Verantwortung liegt bei der Deutschen Bahn, da sie das Hausrecht hat."

Die Bahnsprecherin gibt an: "Seit heute wird das komplette Netz über dem Querbahnsteig geprüft und instandgesetzt. Zu den Maßnahmen sind wir im Gespräch mit dem Veterinäramt der Stadt München."

Veterinäramt: Taube ist wohl tot

Für die Taube kommt das alles aber zu wohl zu spät. Das Veterinäramt erklärte auf AZ-Anfrage, dass am Montag ein Amtstierarzt vor Ort gewesen sei, um zu überprüfen, ob die gefangene Taube noch am Leben ist. "Es waren keine Lebenszeichen erkennbar", so Petra Weber vom Kreisverwaltungsreferat (KVR). "Die Deutsche Bahn ist als Betreiber des Bahnhofs für die Bergung der Tiere zuständig und wurde vom Veterinäramt aufgefordert, das tote Tier zu bergen." Zudem müsse sie eine Stellungnahme abgeben.

Dem Veterinäramt teilte die Bahn mit, dass die Taube am Donnerstag geborgen werden soll.

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