Tierquälerei: Weißhandgibbon aus Münchner Privathaltung beschlagnahmt

München - Schon im Alter von zwei bis vier Wochen wurde der junge Weißhandgibbon "Jimmy" von einem kleinen Zoo an einen privaten Besitzer verkauft. Dieser wusste jedoch augenscheinlich nicht, wie ein solch exotisches Tier artgerecht gehalten werden muss.
Falsche Haltung: Fruchtzwerge und Kekse als Nahrung
Von einer falschen Ernährung mit Fruchtzwergen, Babybrei oder Keksen bis hin zu einer völlig falsch ausgestatteten Behausung: "Jimmy" fehlte es an vielen Dingen. Allen voran auch an Gesellschaft. Denn Dr. Sandra Giltner von der Auffangstation für Reptilien München e.V. geht davon aus, dass der Kleine meist nur mit den beiden Haltern zusammenwohnte. Ein großer Fehler, denn Weißhandgibbons leben gerne in festen Partnerschaften. Meistens in derselben ein Leben lang. Darüber hinaus fehlt es "Jimmy" an der sozialen Interaktion, die Affen in einer Gruppe erlernen. Er könne sozusagen die Amtssprache noch nicht, sagt Dr. Sandra Giltner.

Ob das zweieinhalbjährige Gibbonmännchen von der falschen Haltung bleibende Schäden davon getragen hat, könne man bislang noch nicht sagen, so Giltner. Der Affe kam in die Auffangstation, nachdem die Tierrechtsorganisation Peta die Polizei über einen Weiterverkauf des Tieres informiert hatte. Peta-Mitglieder waren für einen Scheinkauf in Kontakt mit dem Verkäufer getreten. Bevor eine Übergabe auf einem Parkplatz erfolgen konnte, schlugen sie Alarm. Nun befindet sich der Affe seit einiger Zeit in Obhut der Auffangstation, dort wird bereits versucht, ihn weiterzuvermitteln.
Vermittlung des Primaten keine leichte Aufgabe
"Wir sind bemüht, ganz ganz schnell eine Gruppe zu finden, in die er sich integrieren kann", sagt Giltner der AZ. Keine einfache Aufgabe, denn neben den passenden Örtlichkeiten und Pflegern muss die richtige Weißhandgibbon-Gruppe für "Jimmy "gefunden werden. Das kann Monate dauern, denn "natürlich nimmt nicht jede Gruppe jeden fremden Affen auf", erklärt Giltner.
Besonders bitter: Sie hatten bereits einen Platz für "Jimmy" gefunden in einer großen Affenstation in den Niederlanden. Aufgrund eines Notfalls ist dort jetzt aber kein Platz mehr für ihn. Die Betreiber der Auffangstation haben deswegen ihr Netzwerk aktiviert, um "Jimmy" möglichst bald an einen Zoo oder eine andere Auffangstation zu vermitteln. Bislang ist allerdings noch kein neues Zuhause für ihn gefunden worden.
Jimmys Frau fürs Leben?
Momentan gehe es dem Tier gut und "Jimmy" zeigt auch Interesse an sozialer Interaktion mit anderen Affenarten. Deswegen ist man in der Auffangstation auch noch optimistisch, dass ein passender Halter bald gefunden sein wird. "Das wichtigste für ihn ist jetzt erstmal eine Gruppe, in der er lernt. Denn er ist immer noch ein Kleinkind", sagt sie. Und "Jimmys" Affenfrau fürs Leben? Auch wenn Dr. Giltner und das Team die Priorität auf die Suche nach einer neuen Affenfamilie legen, hoffen sie natürlich, "dass da dann wiederum eine Partnerin dabei ist".