Tierpark Hellabrunn wagt ungewohntes Projekt mit neuem Schimpansen Jambo

Seit November hat Hellabrunn einen neuen Mitbewohner. Der elf Jahre alte Schimpanse wurde aus einem bestimmten Grund an den Tierpark vermittelt.
von  Sophia Willibald
Vor wenigen Monaten kam Jambo in den Hellabrunner Tierpark. Der elfjährige zentralafrikanische Schimpanse macht Fortschritte bei der Eingewöhnung in seine neue Gemeinschaft und versteht sich nach anfänglichen Raufereien gut mit dem Weibchen Zenta.
Vor wenigen Monaten kam Jambo in den Hellabrunner Tierpark. Der elfjährige zentralafrikanische Schimpanse macht Fortschritte bei der Eingewöhnung in seine neue Gemeinschaft und versteht sich nach anfänglichen Raufereien gut mit dem Weibchen Zenta. © Sigi Müller

München - Affe Jambo streckt sich ausgiebig auf einem Felsen in seinem Gehege und blickt selbstbewusst in die Kamera. Vor drei Monaten zog der Primat im Münchner Tierpark ein. Jetzt hat er einen neuen Meilenstein erreicht. "Die Zusammenführung mit seiner neuen Gruppe läuft bilderbuchmäßig", freut sich Tierparkdirektor Rasem Baban.

Tierpark Hellabrunn freut sich über neuen Schimpansen Jambo

Jambo gehört zu der Unterart der zentralafrikanischen Schimpansen, die aktuell stark bedroht ist. Das Tier wurde Hellabrunn über einen EEP-Koordinator vermittelt. Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) ist ein zooübergreifendes Projekt, das zur Zucht in zoologischen Einrichtungen dient. Ursprünglich sollte es Wildfänge verhindern, jetzt ist das Ziel der Artenerhalt.

Jambo gehört zu der Unterart des zentralafrikanischen Schimpansen.
Jambo gehört zu der Unterart des zentralafrikanischen Schimpansen. © Sigi Müller

Schimpanse Jambo, geboren in Portugal, kam aus dem Zoo Pilsen nach München. Wegen eines neuen Jungtiers konnte er dort nicht in die Gruppe integriert werden. Hellabrunn war offen für ein neues Zuchttier und nahm Jambo gerne auf. Tierpflegerin Luisa Mährer (23) wurde als Verantwortliche für den Umzug und die Eingewöhnung von Jambo ausgewählt.

v. l. Tierarzt Hanspeter Steinmetz, Tierparkdirektor Rasem Baban und Tierpflegerin Luisa Mährer. Sie begleitet Jambos Eingewöhnung.
v. l. Tierarzt Hanspeter Steinmetz, Tierparkdirektor Rasem Baban und Tierpflegerin Luisa Mährer. Sie begleitet Jambos Eingewöhnung. © Sigi Müller

Tierarzt Hanspeter Steinmetz klärt über den Transport von Tieren wie Jambo auf

Vier Tage lang durfte sie den Schimpansen im Pilsener Zoo kennenlernen, bis der Primat in ihrem Beisein nach München transportiert wurde. Tierarzt und Kurator Dr. Hanspeter Steinmetz erklärt den Ablauf einer solchen Überführung: "Das Tier wird betäubt, dann kommt es in eine Transportkiste, die in das Fahrzeug geladen wird. Es gibt spezielle Transporteure dafür. In der Kiste ist das Tier wach."

"Dennoch sind die Tiere meist ruhig, wenn die Fahrt beginnt", sagt Steinmetz. Auch weil es in der Box dunkel ist und das die Tiere beruhige. Auch Jambos Überfahrt verlief reibungslos. Bedenken hatte Tierpflegerin Mährer keine: "In der Regel kann man sich darauf verlassen, dass das funktioniert."

Jambo streckt sich auf einem Felsen in seinem Gehege im "Urwaldhaus".
Jambo streckt sich auf einem Felsen in seinem Gehege im "Urwaldhaus". © Sigi Müller

Nach einer ersten Eingewöhnungsphase alleine wurde er schrittweise an die Schimpansendame Zenta gewöhnt. Sie soll eine seiner Zuchtpartnerinnen sein. Mittlerweile teilen sich Zenta und Jambo ein Gehege und verstehen sich prima. Doch anfangs wurde noch heftig gerangelt. Bei Zenta sieht man noch eine Verletzung an der Lippe. "Es war sehr laut und es wurde viel geschrien, aber das ist normal", sagt Mährer.

Weibchen Zenta ist Jambos neue Herzensdame.
Weibchen Zenta ist Jambos neue Herzensdame. © Sigi Müller

Jambo und Zenta nähern sich romantisch an – Tierarzt findet dafür andere Worte

Jetzt kam es sogar schon zu vermeintlich romantischen Momenten. Oder wie es Tierarzt Steinmetz ausdrückt: "Er hat sie schon ein paar mal gedeckt." Das ist ganz im Sinne des Tierparks. Hellabrunn möchte mithilfe von Jambo eine Reservepopulation aufbauen. Man möchte seine Art erhalten. Auswilderung ist vorerst nicht das Ziel.

Direktor Baban meint zu dem Projekt mit Jambo: "Wir betreiben wissenschaftlichen Artenschutz." Nur noch 140.000 zentralafrikanische Schimpansen leben in der freien Natur. Die Zerstörung ihres Lebensraums durch den Menschen und Krankheiten wie Ebola gefährden ihren Bestand. Tierschutzorganisationen wie etwa PETA sehen die Aufzucht von Tierarten in Zoos und Tierparks dennoch kritisch.

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