Tierische Survival-Tricks
Wenn es kalt wird, schalten Hornissen auf Sparflamme, Bienen werfen ihre Männchen aus dem Stock und Hummel-Königinnen gehen in den Untergrund.
München - Wenn’s draußen kalt wird, drehen wir in der Wohnung die Heizung auf. Schal, Handschuhe und Mütze werden rausgekramt, dazu warme Stiefel. Doch was machen Wespen, Zecken und andere Kleintiere? Die AZ hat bei der Deutschen Wildtier Stiftung recherchiert und erklärt, warum Bienen ihre Männer rauswerfen und Stubenfliegen trotz Zentralheizung keine Chance im Winter haben.
Mücken
Mückenmännchen bleiben im Herbst auf der Strecke. Die Weibchen, die Blut saugenden Plagegeister, überleben dagegen. Stechmücken haben unterschiedliche Überwinterungsstrategien: Waldmücken lassen sich einfrieren – und überleben, andere Arten bevorzugen kuschelige Plätzchen, beispielsweise im warmen Kuhstall. Hausmücken verkriechen sich in Ecken im Keller oder auf dem Dachboden und warten ab. Sobald das Frühjahr anbricht, starten die Weibchen in die neue Blutsaugersaison.
Bienen
Drohnen, die Bienenmännchen, haben schlechte Karten. Zu Beginn der kalten Jahreszeit werfen die Arbeiterinnen sie aus dem Stock. Während die Männer draußen erfrieren, kuscheln die Frauen im Bienenstock. Sie bilden eine „Wintertraube“, die ständig in Bewegung ist: Die Tiere außen wandern nach innen und umgekehrt. Durch Bewegung der Flügel wird Wärme erzeugt. Im Kern der Wintertraube, wo die Königin sitzt, herrschen mollige 37 Grad. Treibstoff der Heizung ist Honig. Und weil der ohne Männer länger hält, fliegen die im Herbst raus.
Wespen
Verbissen haben wir unsere Datschi gegen sie verteidigt, jetzt ist Ruhe. Europäische Wespen leben nur ein Jahr. Der gesamte Stamm stirbt – bis auf die jungen Tochterköniginnen. Die suchen sich ein lauschiges Plätzchen unter Holzstapeln, unter Moos oder unter loser Baumrinde. Dort überwintern sie.
Hornissen
Sie machen es wie ihre kleinen Schwestern, die Wespen. Sie überwintern im Holz morscher Bäume oder im Erdreich. Der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme. Ihr Körper bildet Glyzerol, ein körpereigenes Frostschutzmittel. Anfang Mai, wenn die Temperaturen steigen, erwachen die Jungköniginnen und suchen neue Nistplätze.
Hummeln
Königinnen gehen im Herbst in den Untergrund. Sie graben sich bis zu 15 Zentimeter tief im Boden ein. Hummelköniginnen überwintern gerne an sonnigen Stellen. Die Erde gefriert dort nicht so tief und erwärmt sich im Frühjahr schneller.
Fliegen
Frost killt Fliegen. Selbst bei Zentralheizung haben sie drinnen keine Chance. Stubenfliegen vertrocknen praktisch von innen. Zuvor sorgen die Weibchen allerdings für Nachwuchs. Ideale Bedingungen bieten Komposthaufen: Sie sind warm und ein Schlaraffenland für Larven.
Schnecken
Nacktschnecken verkriechen sich im frostfreien Boden. Vorher legen sie Eier, vorzugsweise unter faulendem Holz, Brettern oder Brennholz. Häuschenschnecken haben es nicht ganz so einfach. Sie suchen geschützte Stellen auf, im Moos oder unter Büschen. Viele verschließen ihr Haus mit einem Kalkdeckel, den sie im Frühjahr wieder abwerfen. Die zwei Millimeter große Zwergschnecke ist sogar im feuchten Laub unterm Schnee aktiv.
Zecken
Die Blutsauger überwintern in Form von Eiern, Larven oder Nymphen in oberen Erdschichten oder unter dichtem Laub. In Winterruhe fallen Zecken, wenn die Außentemperatur dauerhaft unter sechs Grad absinkt. Aber schon ab acht Grad sind Zecken im Frühjahr wieder aktiv.
Frösche und Kröten
Sobald es kalt wird, tauchen sie unter. Kröten vergraben sich im Erdreich. Teichfrösche buddeln sich auf dem Grund im Schlamm ein. Dort sind sie vor Kälte geschützt. Frösche kommen mit wenig Sauerstoff aus, den sie über die Haut aufnehmen. Der Trick funktioniert, weil die Körperfunktionen stark reduziert sind.
- Themen: