Tierheim München: Schlechte Aussichten

Die Spenden gehen zurück, die Zahl der Abgabetiere wächst: Das Tierheim wird auch im laufenden Jahr Verluste machen
von  Jasmin Menrad
So soll das neue Katzenhaus aussehen, das ab November 2014 etwa 200 Katzen ein vorläufiges Zuhause bieten kann.
So soll das neue Katzenhaus aussehen, das ab November 2014 etwa 200 Katzen ein vorläufiges Zuhause bieten kann. © RAM Architekten

Riem - Auch heuer muss der Tierschutzverein eine Million Euro aus Rücklagen in das Tierheim pumpen. „Es ist nur eine Frage der Zeit, wann uns das Geld ausgeht“, sagt der Vorsitzende Kurt Perlinger. Die Rechnung wird auch für 2013 nicht aufgehen: Etwa 5,3 MillionenEuro hat der Verein für 2013 an Ausgaben im Plan stehen, rein kommen nur 4,2 Millionen Euro. Dafür gibt es viele Gründe: „Früher hatten wir rund zwei Millionen Euro Einnahmen durch Erbschaften, das waren meist Immobilien. Inzwischen werden uns die Menschen von internationalen Organisationen abgeworben“, sagt Perlinger. 2012 haben sie nur eine Million Euro geerbt. Heuer will der Verein Rücklagen aktiv um Spender werben und das durch Rücklagen finanzieren.

Größtes Problem ist, dass immer mehr Münchner ihre Tiere in Riem abgeben. „Die kaufen billig einen Rassehund aus Osteuropa, der dann krank wird oder unerzogen ist und der dann bei uns landet.“ Perlinger erlebt oft, wie unverantwortlich Tierbesitzer handeln: „Da kommt es vor, dass jemand mit einem fünfjährigen Hund mit verfaulten Zähnen kommt, der noch nie einen Tierarzt gesehen hat. Den gibt er bei uns ab und fragt, ob wir Welpen haben.“

Der tägliche Tierbestand des Tierheimes hat sich in den vergangenen zehn Jahren gut verdoppelt. 759 Tiere sind im Schnitt im Tierheim. 2012 waren es insgesamt 7873 Tiere. Um die Tiere günstiger medizinisch versorgen zu können, wurde eine Tierarzt GmbH gegründet. Die Ärzte haben im vergangenen Jahr 2337 Wildtiere medizinisch versorgt. Ein Image-Problem für den Verein: „Die Tiere sind geschwächt und verletzt. Da haben wir eine relativ hohe Todesrate.“

Noch etwas kommt dem Verein teuer: Drei Tierschutzinspektoren, die in München und dem Umland im vergangenen Jahr 1500 Einsätze gefahren sind. „Das ist Aufgabe des Veterinäramtes. Wenn wir die Tiere aus schrecklichen Zuständen holen, dann bleiben sie bei uns und mit ihnen die Kosten.“

Obwohl die Verluste seit Jahren dringend notwendige Investitionen blockieren, soll heuer endlich ein neues Katzenhaus gebaut werden. Momentan leben im Schnitt 165 Katzen auf 410 Quadratmetern. Im Sommer können es auch mal über 200 sein. „Katzen brauchen Ausweich- und Versteckmöglichkeiten, sonst ist das Tierquälerei.“ Die sollen sie ab November 2014 endlich haben: 630 Quadratmeter Katzenzimmer, inklusive Krankenstation und Tollwutquarantäne und 60 Boxen für Neuankömmlinge und Frischoperierte.

Die Stadt bezuschusst das neue Katzenhaus mit 500000 Euro, das sind 20 Prozent der Baukosten. 40 Prozent will der Verein aus Rücklagen finanzieren und 20 Prozent soll von den Münchner Bürgern kommen. „Dann ist ein Fünftel der Finanzierung noch offen, da müssen wir bis Mitte 2014 eine Lösung finden.“ Und dann ärgert sich Perlinger noch über einen „Schildbürgerstreich: Laut Vorschrift, die sich nicht drum schert, dass der Neubau für Katzen ist, muss das Tierheim acht zusätzliche Parkplätze bauen. „Das kostet uns etwa 50000 Euro und ich kann Ihnen versichern, die Katzen kommen nicht mit dem Auto.“

Auch das neue Katzenhaus wird als GmbH betrieben: „Da kann die Stadt gerne mit einsteigen.“ Am liebsten würde Perlinger das Tierheim für einen Euro der Stadt überlassen.

Wollen Sie dem Tierheim helfen? Stadtsparkasse München, BLZ 701 500 00, Kto.Nr.: 113 103 253

 

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