"Tierhasser will unsere Hunde vergiften!"

Mehrere Hundebesitzer berichten von einem mysteriösen Mann, der am Rangierbahnhof in Moosach Hackfleischbällchen voller Rattengift verteilt. Die Polizei bittet um Hilfe
von  Nina Job, Thomas Gautier
Josef R. mit seinem Blindenführhund Jamie (9). Auch er nimmt an, dass der Tierquäler seinen Labrador töten wollte.
Josef R. mit seinem Blindenführhund Jamie (9). Auch er nimmt an, dass der Tierquäler seinen Labrador töten wollte. © Gregor Feindt

Mehrere Hundebesitzer berichten von einem mysteriösen Mann, der am Rangierbahnhof in Moosach Hackfleischbällchen voller Rattengift verteilt. Die Polizei bittet um Hilfe

Moosach - Bonny mag Menschen. Sie ist sehr zutraulich, auch weil ihr Frauchen es ihr erlaubt. Bettina S. nutzt die weiße Schäferhündin (1) in ihrem Beruf als Ergotherapeutin – deshalb darf Bonny zu jedem hin. Sogar Essen von Fremden darf sie annehmen. Vor kurzem aber geriet Bonny an den Falschen. Und das hätte sie fast das Leben gekostet.

Freitag vor einer Woche: Bettina S. geht in der Nähe des Rangierbahnhofs in Moosach mit Bonny Gassi. Es ist zwischen 18 und 19 Uhr, die Dämmerung setzt ein. Da ruft jemand Bonny. Aus dem Gebüsch. Darin versteckt kauert ein Mann. 60 bis 65 Jahre alt, Halbglatze mit grauen, kurzen Haaren und brauner Schirmmütze auf dem Kopf. In seiner Hand hält er ein Hackfleischbällchen. Und gibt es Bonny. Die apportiert das Bällchen in ihrem Maul, schluckt es aber nicht. Ein Glück: Das Fleischpflanzerl ist voller Rattengift – eine Tierärztin stellt das im Nachhinein fest. Über die Schleimhäute gelangt nur eine minimale Menge in Bonnys Körper. Die Hündin erbricht sich, ist ganz schlapp – überlebt aber.

Bettina S. ist heilfroh – 2006 hatte sie schon ihren Rüden Luca verloren. Auch mit ihm war sie damals am Rangierbahnhof unterwegs: „Ich bin sicher, dass es auch ein Giftköder war“, sagt Bettina S. heute. Damit das nie wieder passiert, setzt sie sich nach der Attacke an den Rechner, schreibt auf Facebook alles auf. Die Reaktion: Entsetzen. „Du meine Güte, was für ein kranker Mensch“, postet „Petra“. „Fabian“ meint: „Das gibt es doch nicht, was für Menschen frei laufen.“ Und „Simone“ erwidert: „Oh mein Gott, wie schrecklich! Würde dem am liebsten sein vergiftetes Hackfleisch ins Maul stopfen.“

Auch in Internet-Foren warnt Bettina S. Hundebesitzer im Münchner Norden – mit der Überschrift: „Giftköderalarm in Moosach und Umgebung!“ Dabei macht sie klar: Es war nicht der einzige Fall. Der Mann habe schon versucht, eine Bulldogge und eine Mischlingshündin zu vergiften – und: „Er macht auch vor Blindenhunden nicht Halt“, schreibt Bettina S. Gemeint ist Jamie, der Labrador des Blinden Josef R. (73). Seit Kindestagen kann der Moosacher nicht sehen, ist auf seinen Hund angewiesen. „Er ist alles für mich, ohne ihn kann ich nicht alleine raus.“ Auch er sei auf den Hundehasser getroffen, sagt er – am gleichen Ort wie bei Bettina S. Der Mann habe seinen Hund angefüttert, sagt Josef R., ein Passant sei dazwischen gegangen und habe den Fremden gewarnt: „Nicht füttern!“

Die Polizei weiß von nichts – Sprecher Werner Kraus: „Es ist nichts bekannt, es gab auch keine Anzeige. Wir bitten aber alle, die etwas Verdächtiges sehen oder Köder finden, die Polizei zu verständigen.“ Bettina S. hofft, dass das bald passiert. Bis dahin schreibt sie weiter Mails und Forenbeiträge: „Je mehr das lesen, desto besser.“

 

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