Ticket-Mafia geschnappt

München - Endstation für die Ticket-Mafia: Der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München und der Staatsanwaltschaft München I ist ein großer Schlag gegen einen Ring von Fälschern gelungen, der vermutlich tausende nachgemachter Isarcards verkauft hat.
Bei einer Großrazzia in München und Umgebung zerschlugen sie am Mittwoch die gut organisierte Gruppierung. In den frühen Morgenstunden durchsuchten die Beamten zeitgleich 27 Wohnungen und Geschäftsräume, darunter 23 in München sowie jeweils ein Objekt in Unterhaching, Freising, Zorneding und Bayersoien. Die vier Haupttäter italienischer und dominikanischer Herkunft im Alter von 22 bis 45 Jahren wurden festgenommen. Drei der vier Haupttäter sitzen in U-Haft.
Bei der groß angelegten Aktion waren mehr als 300 Bundespolizisten und drei Staatsanwälte im Einsatz. Sie beschlagnahmten kistenweise Beweismaterial, darunter 679 der falschen Isarcards mit einem Verkehrswert von über 33000 Euro. Außerdem fanden die Beamten Fälscherutensilien und Druckvorlagen, belastende Dokumente und verbotene Gegenstände, die unter das Waffengesetz fallen.
Nachdem seit mehreren Monaten immer wieder falsche Monatskarten aufgetaucht waren, hatten die Münchner Ermittler die Gruppierung bereits im Visier. Ein bei einem Busunternehmen beschäftigter Italiener hatte sich bei seinem Arbeitgeber sogenannte Blankorollen besorgt, die er dann mit einem handelsüblichen Tintenstrahldrucker mit Monatskarten-Aufdrucken versah und so in Fahrscheine verwandelte. Diese qualitativ sehr hochwertigen Falsifikate waren von Laien nicht vom Original zu unterscheiden.
Drei Hauptbeschuldigte veräußerten die Monatskarten in großer Zahl an mindestens 18 Mittelsmänner. Diese brachten die Fälschungen dann schlussendlich weit unter Preis in Verkehr, sprachen in der Öffentlichkeit direkt MVV-Kunden an. So zahlten die Endabnehmer beispielsweise 35 Euro für einen Fahrschein, der im regulären Verkauf 54 Euro kosten würde.
Weniger professionell verhielt sich einer der Beschuldigten. Als seine Wohnung durchsucht werden sollte, warf er seine gefälschten Tickets einfach aus dem Fenster – direkt vor die Füße der überraschten Staatsanwältin.
Der Haupttäter hat sich nun wegen gewerbsmäßiger Urkundenfälschung zu verantworten, die übrigen Beschuldigten erwartet ein Strafverfahren wegen gewerbsmäßiger Geldwäsche.