Ticket-Betrüger: Miese Geschäfte mit Opernkarten
Rainer K. verkauft Touristen Tickets für das Amphitheater in Verona, doch die gibt es gar nicht. Nun kommt er in München vor Gericht. In Italien kennt man den Betrüger längst.
München - Rigoletto, Aida oder Carmen einmal unter freiem Himmel im römischen Amphitheater in Verona erleben - ein Traum vieler Italienliebhaber und Reisender, nicht nur aus Bayern.
Damit der Opernbesuch sicher klappt und möglichst stressfrei abläuft, besorgen viele Urlauber Tickets vorab im Internet. Wer bei Rainer K. aus München auf arena-verona.de bestellt hat, wurde aber bitter enttäuscht. Denn er hat nie Opernkarten verschickt, aber dafür kassiert.
Nun muss er sich wegen gewerbsmäßigen Betrugs vor dem Münchner Amtsgericht verantworten, Ende des Jahres 2016 hat die Staatsanwaltschaft Anklage erhoben, wann das Gericht das Hauptverfahren eröffnet, ist noch nicht absehbar, erklärt Monika Andreß vom Amtsgericht München auf AZ-Anfrage. "Derzeit laufen Nachermittlungen in Italien auf dem Rechtshilfeweg", sagt sie. Sicher ist, es geht um eine Schadenssumme von knapp 50000 Euro. Gegenstand der Anklage ist der Verdacht von 113 Fällen des gewerbsmäßigen Betrugs über die Seite arena-verona.de, erklärt Florian Weinzierl von der Staatsanwaltschaft München I der AZ. Vermutlich gibt es aber weitaus mehr Geschädigte, denn Rainer K. betreibt diese dubiosen Geschäfte schon seit Jahren.
Tatsächlich hat die Arena-Stiftung früher mit ihm gearbeitet
Auf der Facebook-Seite "Verona und Arena" sowie in Beschwerdeforen tauchen mehrere Anfragen nach Rückzahlungen auf, die unbeantwortet bleiben.
Kunden beschweren sich, ihr Geld für die nicht gelieferten Tickets nie zurückerhalten zu haben. "Es gab keine Reaktionen auf meine Emails. Statt dessen gab es einen Hinweis auf eine "Liquidation der Fondazione Arena di Verona" auf der Webseite", schildert ein Geprellter.
Und wirklich: Rainer K. behauptet auf arena-verona.at, die Fondazione Arena di Verona sei liquidiert, ob die Aufführungen stattfinden können, sei fraglich. Derweil laufen dort die Vorstellungen, das Programm für 2018 ist bereits online.
Bei der Arena-Stiftung kennt man Rainer K. längst. Früher habe man auch Geschäfte mit ihm gemacht, erzählt Vertriebs- und Marketingchef der Arena, Corrado Ferraro, der SZ. Doch seit 1999 habe man kein Ticket mehr an ihn verkauft und Schritte gegen ihn eingeleitet. Wegen unlauteren Wettbewerbs.
Bereits 2009 hat ihm deswegen ein Gericht in Italien untersagt, Internetseiten mit "Arena" und "Verona" im Namen zu betreiben und musste 180000 Euro Schadenersatz an die Stiftung bezahlen, die die Arena und die offizielle Seite arena.it betreibt.
Doch die entsprechenden Seiten im Internet existieren teilweise noch immer, telefonisch zu erreichen ist Rainer K. allerdings nicht.
Zwar kann man auf arena-verona.de keine Karten mehr kaufen, auf arena-vorona.at ist aber immer noch zu lesen, dass Rainer K.s Arena Ticketing seit "nunmehr 21 Jahren online Eintrittskarten für die Opernfestspiele" anbietet und damit "das erfolgreichste, umfassendste, größte nichtitalienische Portal für die Opernfestspiele der Arena di Verona".
In Wirklichkeit verschickte er "wertlose Bestellbestätigungen" schildert der Vertriebs- und Marketingchef der Arena, Corrado Ferraro, der SZ.
Und dann holt der Geschäftsmann auf seiner Internetseite noch zum Rundumschlag gegen das italienische System aus: "In einem Umfeld, in dem Korruption und Vetternwirtschaft (nahezu) an der Tagesordnung stehen, ist es nicht leicht, den eigenen rechtskonformen Weg durchzusetzen. Aber wir tun es. Der Kunst zuliebe. Den Besuchern zuliebe", so sein Motto.
"Aus fester Überzeugung, dass nur der rechtmäßige Weg auch der richtige Weg ist, geben wir den Ton an", ist dort zu lesen. Nach SZ-Informationen saß K. bereits in U-Haft. Sollte er nun verurteilt werden, droht ihm eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren.