Theorie vs. Realität in München: Pendler deckt echte MVG-Verspätungswerte auf

Ein Kreuz ist’s! Wer in München auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist, muss sich beinahe täglich in Geduld üben. Kein Tag vergeht, an dem die MVG keine Verspätungen bei S- oder U-Bahn vermeldet. Doch sind diese Meldungen auch alle korrekt?
von  az/lag
Fahrten allgemein
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Ein Kreuz ist's! Wer in München auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ist, muss sich beinahe täglich in Geduld üben. Kein Tag vergeht, an dem die MVG keine Verspätungen bei S- oder U-Bahn vermeldet. Doch sind diese Meldungen auch alle korrekt?

München - Unter den Leidtragenden ist oft auch Wahlmünchner und Blogger Ronald Fischer, der täglich eine gute Stunde zwischen Arbeit und Wohnung pendelt und dementsprechend häufig von Verspätungen geplagt wird. Für Fischer war das verflixte siebte Jahr mit der MVG Anlass genug, am 1. Juni 2016 einen außergewöhnlichen Feldversuch zu starten. Er dokumentierte ein Jahr lang alle Verspätungen von S- und U-Bahnen, die ihn persönlich betrafen.

"Ich wollte meinen subjektiven Eindruck zu den Verspätungen der öffentlichen Verkehrsmittel untermauern", erklärt Fischer die Idee für seine ausführliche Messung gegenüber der AZ. Seine Mission beendete Fischer am 31. Mai 2017 - mit Erfolg.

Selbsttest mit überraschendem Ergebnis

Die Analyse-Ergebnisse widersprechen den offiziellen Daten der MVG und der S-Bahn München nämlich teilweise erheblich. Das mag Münchner wenig überraschen, jetzt hat man es jedoch mal Schwarz auf Weiß.

Fischer fuhr in dem Jahr an 221 Tagen mit S- und U-Bahn und kam in Summe auf 884 Einzelfahrten. Bei 115 Fahrten – quasi bei jeder achten Fahrt – kam es zu Verspätungen. Rund 40 Prozent aller Fahrten hatten eine Verspätung von mehr als fünf Minuten, bei der längsten MVG-Verspätung wartete Fischer eine Stunde und 26 Minuten auf seine Bahn.

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Da ist es: Das Ergebnis eines einjährigen MVG-Selbsttests. Foto: www.wurzlwerk.de


Deutliche Unterschiede zwischen S- und U-Bahn

Besonders interessant wird die Messung allerdings dann, wenn die Verspätungen nach U- und S-Bahn sortiert werden. Laut Fischers Messungen war jede zehnte S-Bahn verspätet, welches einer Pünktlichkeitsquote von 90 Prozent entspricht – die offizielle Statistik der Bahn listet einen Wert von 96,4 Prozent auf.

Noch schlechter schnitt jedoch die U-Bahn ab: Jede sechste von Fischers angetretenen Fahrten verspätete sich, meist kam es zu Verspätungen zwischen fünf und 15 Minuten. Der Münchner Pendler ermittelte im Zuge seiner Langzeitmessung eine Pünktlichkeitsquote von knapp 84 Prozent. Von offizieller Seite der MVG wird hier ein Wert von 93,2 Prozent genannt – zwischen Theorie und Praxis liegt offenbar ein Unterschied von stolzen zehn Prozent.

Ronald Fischer hat MVG und Bahn auf seine Langzeit-Recherche aufmerksam gemacht, bisher gab es noch keine Antwort. Aber was nicht ist, kann ja noch. Vielleicht dauert es ja – in guter U-Bahn-Manier – nur ein wenig länger.

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