Theologe Bogner: Rücktritt von Marx wäre "starkes Zeichen"
Im vergangenen Jahr hatte Marx bereits seinen Rücktritt eingereicht, um auf diese Weise seine Mitverantwortung für den Missbrauchsskandal zum Ausdruck zu bringen. Doch Papst Franziskus hatte sich geweigert, den Rücktritt anzunehmen. Marx wird in dem Gutachten Fehlverhalten in zwei Fällen vorgeworfen.
Das Ansehen des emeritierten Papstes Benedikt XVI., der von 1977 bis 1982 Erzbischof von München gewesen war, sieht Bogner durch das Gutachten geschädigt. "Der Reputationsschaden für Benedikt ist groß, gerade weil er sich bisher stets als Kämpfer gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche gezeigt hatte", sagte Bogner. An der Rolle des Papstes werde etwas Entscheidendes deutlich: "In einer Kirche mit einer monokratischen und sakralisierten Verfassungsstruktur wird systematischer Missbrauch massiv erleichtert. Die Grundordnung der katholischen Kirche erlaubt dem Hochklerus freies Schalten und Walten und dispensiert die Gläubigen davon, Kontrolle auch wirklich auszuüben."
Man habe es Joseph Ratzinger als Münchner Erzbischof schlicht durchgehen lassen, Missbrauchsfälle mit spitzen Fingern anzufassen und sich mit dem Einsatz eines vorbestraften Sexualstraftäters nicht näher zu befassen. "Das Bild heute zeigt Benedikt als tragische Figur, verfangen zwischen Aussagebereitschaft und Erinnerungslücken, Langzeitgedächtnis und Widersprüchlichkeiten", sagte Bogner. "Man darf ihm Aufklärungswillen und Mitgefühl mit den Opfern unterstellen. Gerade deshalb und wenn man es gut mit Papst Benedikt meint, ist nach diesem Gutachten offenkundig: Es sind nicht einfach die falschen Personen in den Ämtern, sondern Strukturen und Praxis dieses Kirche folgen den falschen Regeln."
Das Münchner Gutachten werde die Kirchenaustrittszahlen wohl weiter in die Höhe treiben. Entscheidend sei nun, wie man damit innerkirchlich umgehe: "Bleibt es dabei, einzelne Personen zur Verantwortung zu ziehen, oder werden strukturelle Schlüsse daraus gezogen?"