Thai-Jet in München gepfändet
Der Insolvenzverwalter von Walter-Bau klebt am Flughafen einen Kuckuck an die Maschine des thailändischen Kronprinzen. Thailands Regierung ist entsetzt: „Ein Missverständnis”
MÜNCHEN - Thailands Kronprinz Maha Vajiralongkorn hat ein Problem. Sein Privat-Jet, mit dem er normal um die ganze Welt düst, steht in München. Abheben wird sein Flieger so schnell nicht mehr. Auf der Maschine klebt nämlich ein Kuckuck – der Flieger ist gepfändet. Das sorgt für diplomatische Verwicklungen – ein weiteres Problem.
Hintergrund ist ein Millionenstreit zwischen dem inzwischen insolventen Baukonzern Walter Bau und dem thailändischen Staat. Der Schritt sei die „Ultima Ratio” gewesen, sagt der Neu-Ulmer Insolvenzverwalter Werner Schneider gestern. Auf seine Veranlassung hatte das Kammergericht Berlin eine Sicherungsvollstreckung über die Maschine der Royal Thai Air Force verfügt. Jetzt steht das Flugzeug versiegelt am Airport auf einem Wartungsvorfeld. Starten darf es nicht mehr.
In Thailand ist man entsetzt. „Wir sind betroffen über das, was passiert ist”, sagt Thani Thingphakdi, Sprecher des Außenministeriums in Bangkok. „Es muss sich um ein Missverständnis handeln. Die Behörden meinen, die Maschine sei Eigentum der thailändischen Regierung, aber in Wirklichkeit gehört sie Ihrer Königlichen Hoheit, dem Kronprinzen.” Man hoffe, dass die Angelegenheit so schnell wie möglich bereinigt werden könne.
Begleitet von Polizisten hatte der Gerichtsvollzieher am Dienstag mit dem Zwangsvollstreckungsbescheid in der Tasche die Maschine versiegelt. Die Vorbereitung der Aktion sei sehr diskret erfolgt.
Kronprinz Maha Vajiralongkorn war mit der Boeing im Wert von rund 50 Millionen Euro von München aus immer wieder zu verschiedenen Zielen in Europa gestartet. „Die Anwesenheit derartiger privat genutzter Maschinen ist nichts Ungewöhnliches”, sagt Flughafensprecher Robert Wilhelm.
Walter Bau hatte in den 90er Jahren in einem Joint Venture eine gebührenpflichtige Straße in der Nähe von Bangkok gebaut. Im Laufe des Betriebs kam es zu Streitigkeiten über die Höhe der Mautgebühren. Walter Bau sah Zusicherungen aus den Verträgen nicht eingehalten. Ein internationales Tribunal in Genf sprach dem Unternehmen nach jahrelangen Verhandlungen 2009 rund 30 Millionen Euro Kompensation zu. Die thailändische Regierung lehnte die Zahlung ab.
Jetzt hofft der Insolvenzverwalter, dass Thailand unter dem Druck der Pfändung die geforderten Millionen zahlt. „Diese drastische Maßnahme ist quasi die Ultima Ratio”, sagt Schneider.
Und am Flughafen? Dort will man sich zu dem Vorgang nicht äußern. Es sei nicht das erste Mal, dass ein Flugzeug gepfändet werde. „Das gibt es immer wieder mal.”
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