Teures Vergnügen: Warum Eis in München so viel kostet

München - Giorgio Ballabeni ist stolz auf seine "klare Linie", wenn es ums Eis geht. "Eis muss man löffeln, man darf es nicht schlecken", sagt er. "Eis ist ein Dessert." Seit 2006 bietet Ballabeni seine Kreationen an – nur im essbaren Becher mit Löffel, versteht sich. Eis komme bei ihm nicht in die (Eis-)Tüten.
"Ich will mein Publikum – nicht allen gefallen", sagt der 64-Jährige. Ob er das beste Eis in München mache? "Jeder Eismann denkt, er macht das Beste", antwortet er. "Wenn ich das nicht denken würde, wäre das ein Problem."
Teures Eis in München: Warum die Münchner trotzdem gerne zuschlagen
Bei den Gästen, mit denen die AZ spricht, kommt sein Eis gut an. Martina kam anfangs vor allem wegen der Nähe zu ihrer Arbeitsstelle. Doch mittlerweile würde sie auch weitere Wege auf sich nehmen. "Es gibt zwar wenige Sorten, aber die sind immer perfekt", so die 36-Jährige. Der ebenfalls 36-jährige Johannes, einen Tisch weiter, tippt gerade Ballabeni in eine Liste auf seinem Handy. Johannes ist beruflich viel unterwegs und führt Listen für Empfehlungen in verschiedenen Städten. "Sehr cremig", lobt er das Eis.

Ballabeni verkauft in zwei Eisdielen. Preise und Ausgabeform unterscheiden sich in beiden. In seiner Werkstatt in der Seidlstraße kann man nur nach Bechergröße wählen. In den kleinsten Becher passen zwei Eissorten. Er kostet 3,50 Euro. Wenn das, für ein Kind etwa, zu viel ist? Dann biete man jederzeit einen leeren Becher kostenlos zusätzlich an, versichert Ballabeni. Der AZ ist jedoch ein Fall bekannt, in dem in genau dieser Situation ein Zusatz-Becher nicht angeboten worden sein soll. Einzelne Kugeln bietet Ballabeni dagegen in der Theresienstraße an. Dort kostet die Kugel 2,40 Euro. Damit liegt sie über dem Durchschnitt in München von 2,12 Euro pro Kugel, den die Webseite coupons.de ermittelt hat.
3,50 Euro für das kleinste Eis: Warum Ballabeni in München so teuer ist
Dass am einen Standort einzelne Kugeln verkauft werden und am anderen nicht, liege daran, dass das Eis in der Werkstatt direkt aus der Eismaschine komme. Um einzelne Kugeln zu portionieren, brauche man Wasser, in das man den Eisportionierer eintauche. In die Eismaschinen dürfe aber kein Wasser kommen. Deswegen biete er in der Werkstatt keine einzelnen Kugeln an.

Seine Preise erhöhte Ballabeni zuletzt im laufenden Jahr, wegen gestiegener Personal- und Materialkosten. Damit ist er nicht alleine. Auch die Eisdiele Bel Gelato in Sendling erhöhte vor Kurzem auf zwei Euro. Inhaber Enes Elezi nennt Miete und Materialkosten als Gründe.
AZ-Report: Warum das Eis in München wieder teurer wurde
Der hippe "Verrückte Eismacher" dagegen, hat noch nicht erhöht. Bei ihm kostet der kleine Becher, der – wie bei Ballabeni – ein bis zwei Sorten beinhaltet aber auch schon 3,90 Euro. Eine Kinderportion gibt es für 1,90 Euro.

Christa kommt seit sechs Jahren zu Ballabeni. Eis und Espresso seien hervorragend. Aber: "Ich muss mir gezielt überlegen, wann ich herkomme. Allzu oft kann ich mir das nicht gönnen", sagt die 60-Jährige.
"Kommunisten mit Rolex": Eismacher Giorgio Ballabeni zur Münchner Kundschaft
Die Kosten rechtfertigt Giorgio Ballabeni mit den Zutaten. Sein Eis habe etwa einen höheren Fettanteil und sei deswegen teurer. "Als ich angefangen habe, war ich der Teuerste in ganz München, heute sind andere viel teurer", sagt er.
Auf Beschwerden über seine Preise angesprochen, erzählt Ballabeni die Geschichte einer Frau mit einem 1500 Euro-Mantel, die sich bei ihm beschwert habe. Studierende oder Seniorinnen dagegen kämen mit einzeln abgezählten Münzen und seien einfach glücklich über das Eis. "Manche Münchner sind Kommunisten mit Rolex," sagt der Eismann mit der klaren Linie.