Teure Umwelt-Plaketten

Internet-Anbieter kassiert für das Feinstaub-Pickerl das Dreifache des üblichen Preises – jetzt stellt die Verbraucherzentrale klar: Gewerbliche Firmen müssen sich nicht an die Preise der Stadt halten.
von  Abendzeitung
Fühlt sich abgezockt: Rita von Endert aus München.
Fühlt sich abgezockt: Rita von Endert aus München. © Petra Schramek

MÜNCHEN - Internet-Anbieter kassiert für das Feinstaub-Pickerl das Dreifache des üblichen Preises – jetzt stellt die Verbraucherzentrale klar: Gewerbliche Firmen müssen sich nicht an die Preise der Stadt halten.

Werkstatt, Tüv oder lieber online: Einige Münchner sind verwirrt. Wo gibt es die Feinstaubplakette – und wo ist sie am billigsten?

Das KVR verlangt bei einer Online-Bestellung sechs Euro. Auch Rita van Endert wollte via Internet ein Pickerl bestellen – und wurde reingelegt. Die 71-Jährige ging auf die offizielle Homepage der Stadt. „Ich fand es praktisch, dass ich alles von zu Hause machen konnte“, sagt sie. Was van Endert nicht merkte: Über einen Google-Link wurde sie auf die Seite des kommerziellen Anbieters Maxima Service geleitet. Sie bestellte die Plakette. Wenig später kam die Rechnung: 14, 90 Euro.

"Das fand ich komisch"

„Das fand ich komisch. Meine Freundin entdeckte dann, dass die Plakette aus Berlin verschickt wird.“ Van Endert rief bei der Firma an, wollte die Bestellung stornieren. „Die Plakette ist doch nie pünktlich bei mir“, so die Rentnerin. Weil die Plakette aber mit der Fahrzeugnummer speziell gedruckt wird, ist eine Rücknahme nicht möglich. Sie muss das Dreifache zahlen. „Freilich fühle ich mich übers Ohr gehauen“, sagt sie.

Van Endert ist mir ihrem Ärger nicht allein: Täglich liefert Maxima 100 Plaketten nach Bayern. Eine Mitarbeitern zur AZ: „Die meisten unserer Kunden sind aus München.“ Eine Sprecherin sagt, dass der Preis wegen Porto und Fertigung so hoch seien: „Das ist nun mal unsere Preispolitik. Es muss doch mehr kosten, wenn man sie nicht selbst abholt.“

Beim KVR auf Nummer sicher

Auch die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass gewerbliche Firmen sich nicht an Preise der Stadt halten müssen. „Das ist ärgerlich, aber nicht unseriös“, so Rechtsberater Markus Saller. Sicher sei aber die Bestellung beim Kreisverwaltungsreferat.

Seit Anfang der Woche sind dort über 3000 Online-Bestellungen eingegangen, weit über 120000 Plaketten wurden schon versandt. Dass die Bürger durch Banner- und Google-Werbung fehlgeleitet werden, ist für KVR-Sprecher Christopher Habl nicht neu: „Wir haben mehrmals darauf hingewiesen, dass die Links nicht unbedingt zielführend sind.“ Die Betreiber von Muenchen.de haben auf AZ-Nachfrage den Link von ihrer Homepage genommen.

Anne Kathrin Koophamel

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