Teure Stadt: Zehntausende Münchner machen Zweitjob
München - Mustafa Öz grantelt. " Es kann nicht sein", sagt der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in München, "dass immer mehr Menschen mit einem normalen Arbeitsverhältnis nicht über die Runden kommen." Der Grund fürs Öz' Ärger sind neue Zahlen seiner NGG (sie beruft sich auf Daten der Arbeitsagentur), die in der Tat alarmierend sind: Immer mehr Münchner sind Zweitjobber, gehen also neben dem Hauptberuf noch einer zweiten Beschäftigung nach. Rund 71.000 Menschen in der Stadt haben einen Minijob, 48 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.
Die Beschäftigung in München steigt, doch "die hohe Zahl der Zweitjobber zeigt, dass nicht alles Gold ist, was auf dem Arbeitsmarkt glänzt", sagt NGG-Geschäftsführer Öz.
Besonders viele Zweitjobber im Gastgewerbe
Besonders im Gastgewerbe sind Zweitjobs weit verbreitet: In dieser Branche arbeiten 10.350 geringfügig Beschäftigte zusätzlich zu ihrer sozialversicherungspflichtigen Arbeit - mehr als doppelt so viele wie 2007.
Das Phänomen, dass immer mehr Menschen mehreren Jobs nachgehen, ist nicht nur in München verbreitet. In Deutschland nahm die Zahl der Mehrfachbeschäftigten binnen zehn Jahren um rund eine Million auf 3,2 Millionen im vergangenen März zu. "Für immer mehr Beschäftigte reicht das Einkommen aus einem Job nicht mehr aus", schimpft Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann. Heißt: arm trotz Arbeit. "Der überwiegende Teil dürfte aus purer finanzieller Not mehr als einen Job haben und nicht freiwillig." Zimmermann unterstellt der Bundesregierung Versagen auf ganzer Linie.

NGG fordert eine Anhebung des Mindestlohns
NGG-Geschäftsführer Öz fordert von der Politik, den Mindestlohn anzuheben. Mit derzeit 8,84 Euro pro Stunde liege die Untergrenze zu niedrig, um davon "allein als Vollzeit-Beschäftigter etwa eine bezahlbare Wohnung in der Stadt zu finden". Und: Die neue Bundesregierung müsse sich dringend um die Rente kümmern. "Ein Großteil der Menschen, die heute auf einen Zweitjob angewiesen sind, wird im Alter mit Armutsbezügen leben müssen", sagt Öz und fordert: "Hier brauchen wir eine Haltelinie nach unten."
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