Teure Mietwohnungen in München: So geht's auch billiger - Preise pro Viertel

Rund 135.000 Wohnungen in München kosten teilweise halb so viel wie auf dem freien Mietmarkt – weil sie städtisch oder genossenschaftlich sind. Die AZ zeigt die Preise für alle Stadtviertel.
von  Irene Kleber
Zehn Jahre gibt es "FrauenWohnen" schon, mit rund 200 bezahlbaren Wohnungen. Darunter diese in der Ingeborg-Bachmann-Straße in Riem.
Zehn Jahre gibt es "FrauenWohnen" schon, mit rund 200 bezahlbaren Wohnungen. Darunter diese in der Ingeborg-Bachmann-Straße in Riem. © VMW

München - Wenn eine erkennbar nicht betuchte alte Dame ihre Einkaufstüten in einen feschen Nymphenburger Altbau trägt, eine alleinerziehende Mama mit drei Kindern im teuren Glockenbachviertel wohnt oder in Haidhausen, Bogenhausen oder im Lehel – dann fliegt einen mitunter die Frage an: Wie können sie sich bloß die Mieten hier leisten? Liegen hier die Preise nicht irgendwo zwischen 18 und 20 Euro kalt pro Quadratmeter? Also bei, sagen wir, rund 1.400 Euro Kaltmiete für eine Zweizimmer-Wohnung, womit man mit Heizung, Nebenkosten, Strom schnell bei 1.700 Euro und mehr landet?

Doch, liegen sie. Auf dem freien Wohnungsmarkt, wenn man kürzlich neu eingezogen ist, zumal in einen Neubau.

Dass in Münchens Schick-Vierteln noch immer Menschen mit normalen oder auch sehr niedrigen Einkommen wohnen, hat einen einfachen Grund: 135.000 (von insgesamt rund 790.000) Wohnungen gehören Unternehmen, die keine Maximalmieten aus ihren Mietern herauspressen. Den städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG, zum Beispiel. Oder einer der alten und neuen Genossenschaften, die es gibt in der Stadt, oder einem Wohnungsverein.

Solche Wohnungen kosten die Hälfte, teils sogar nur ein Drittel der Mieten auf dem freien Markt

Wer das Glück hat, in einer dieser Wohnungen zu wohnen, zahlt nur die Hälfte oder teilweise sogar nur ein Drittel der Miete, die der unmittelbare Nachbar bei einem privaten Vermieter zahlen muss. Im Schnitt 7,03 Euro (statt 18,91 Euro beim Erstbezug oder 15,72 Euro bei einer Wiedervermietung). So jedenfalls hat das die "Vereinigung Münchener Wohnungsunternehmen e.V." (VWM) errechnet, in der die Münchner Günstig-Wohnungsbauer zusammengeschlossen sind.

So gesehen hat deren Sprecher Michael Dengler (der auch Chef der Gewofag ist) recht, wenn er sagt: "Wir sind die wahre Mietpreisbremse Münchens."

WohWi Mietenatlas München 2018

Am Montag hat die Vereinigung den "WohWi Mietenatlas München 2018" veröffentlicht, der die Günstig-Mieten in den einzelnen Münchner Stadtbezirken zeigt. Hier kann man sehen: In jedem Viertel gibt es Häuser, in denen man noch günstig wohnen kann.

<div class="img"><%PIC id="800462" style="width:100%" %></div>/m² (netto, kalt, bei Wiedervermietung) auf dem freien Mietmarkt. (Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht)

Darunter ist das Hotel Blauer Bock am Sebastiansplatz in der schönsten Innenstadt, das der Gewofag gehört, da finden sich Heimag-Wohnungen in Bogenhausen (rund 8,28/m²) an der ansonsten sündteuren Prinzregenten- und Zaubzerstraße, oder wunderschöne Gründerzeithäuser in Schwabing (rund 7,74 Euro/m²), die der "Baugenossenschaft München-Schwabing eG" von 1909 gehören.

Das Problem ist, eine der günstigen Wohnungen zu bekommen

Am allergünstigsten kann man im nördlichen Stadtbezirk Feldmoching-Hasenbergl und in Süden in Thalkirchen wohnen. 6 bis 6,16 Euro kostet hier der Quadratmeter Kaltmiete (das ist eine Durchschnittszahl – es gibt hier auch noch sehr alte Mietverträge für unsanierte Wohnungen mit vier Euro und weniger).

Das große Problem ist freilich, selbst als Mieter an solche Wohnungen zu kommen – zumal Bewohner nicht gern dort ausziehen: Die Hälfte der Gewofag-Mieter, zum Beispiel, bleibt Jahrzehnte in der Wohnung, ein Fünftel weit mehr als 25 Jahre.

Etwa ein Drittel der Günstigwohnungen sind Sozialwohnungen (dafür braucht man einen Berechtigungsschein). Einige der geförderten Gewofag-Wohnungen kann man über das "München Modell" kriegen. Die allermeisten werden über die Genossenschaften und Vereine selbst vergeben – mit ellenlangen (oder längst geschlossenen) Wartelisten. Da hilft nur: Sich direkt dort melden und viel Geduld mitbringen. Oder: Mitstreiter sammeln und selber eine Wohngenossenschaft gründen.

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