Teure Ein-Zimmer-Bude: Darum verkauft die Stadt diese Wohnung

München - Für mehr als eine halbe Million Euro verkauft die Stadt gerade eine Ein-Zimmer-Wohnung an der Nymphenburger Straße. 55 Quadratmeter groß, in den 70ern erbaut, über einer Tankstelle gelegen. Was es damit auf sich hat?
500.000 Euro für eine Ein-Zimmer-Wohnung
Das Sozialreferat erklärte am Montag der AZ die Hintergründe. Und so viel vorweg: Diese sind komplex. Laut Sozialreferat ist die Immobilie Bestandteil eines Nachlasses, den die Landeshauptstadt mit einer "sozialen Zweckbindung" erhalten hat. Zu diesem Nachlass gehören zwei weitere Wohnungen in dem Wohnhaus.
In einer der Wohnungen bringt die Stadt wohnungslose Menschen unter, bis diese ein neues Zuhause gefunden haben. Die andere Wohnung ist laut Sozialreferat dauerhaft vermietet. Und die dritte Wohnung verkauft die Stadt nun.
Wille des Erblassers muss erfüllt werden
Warum? "Aufgrund der weiteren testamentarischen Verfügungen sind verschiedene Vermächtnisse zu erfüllen, weshalb eine der Nachlassimmobilien aus Liquiditätsgründen veräußert werden muss", lautet die Erklärung des Sozialreferats. Damit die Stadt also den Willen des Erblassers erfüllen konnte, musste Geld her. Und das könne die Stadt rechtlich auch nicht umgehen.
Verkehrswertgutachten: Verkauf unter Wert soll verhindert werden
Aber weshalb kann die Stadt nicht zumindest etwas günstiger verkaufen – etwa an eine soziale Einrichtung? Auch hier gibt es rechtliche Hürden, wie das Sozialreferat erklärt. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben sei ein "Verkehrswertgutachten" zu erstellen. So soll ein Verkauf unter Wert verhindert werden.
"Ich verstehe das Unverständnis", sagt die Chefin der SPD-Fraktion im Münchner Stadtrat Anne Hübner. "Wir finden es auch nicht gut, dass die Stadt die Wohnung verkaufen muss." Doch auch aus ihrer Sicht gibt es keinen Spielraum.
"Mega dumm", die Anzeige ohne Erklärung online zu stellen
Allerdings übt Hübner auch Kritik - gegenüber dem Kommunalreferat, das die Anzeige auf Instagram veröffentlicht hatte. Das Soziale Netzwerk sei "nicht der geeignete Kanal" gewesen, sagt Hübner zur AZ. Auf Twitter schreibt die SPD-Chefin sogar, es sei "mega dumm" gewesen, die Annonce ohne Erklärung zu verbreiten.
Anna Hanusch: Stadt sind Hände gebunden
Auch Anna Hanusch von den Grünen, die örtliche Bezirksausschussvorsitzende, betont, dass der Stadt die Hände gebunden seien. "Allerdings sollten wir wohl überlegen, wie das Kommunalreferat diese Information auch mitliefert", findet Hanusch.
Theoretisch könnte die Stadt die Wohnung allerdings selbst kaufen, wenn auch nicht unter Wert. Ob das Sinn macht, müsste man sich in Ruhe anschauen, sagt Hübner. Bei einer einzelnen Wohnung sei der Verwaltungsaufwand für die Stadt oft groß. Doch so einzeln ist die Wohnung in diesem Fall ja gar nicht.