"Tesla beherrscht Technologie heute noch nicht": Münchner TU-Professor kritisiert Elon Musks Robotaxi

Mit großem Bohei hat Elon Musk sein neues Robotaxi und den Robovan vorgestellt. Ein Münchner Experte ordnet ein.
von  Jan Krattiger, dpa
Mehr Schein als Sein? Das Fahrzeug mit den Namen "Cybercab" hat zwei nach oben öffnende Flügeltüren.
Mehr Schein als Sein? Das Fahrzeug mit den Namen "Cybercab" hat zwei nach oben öffnende Flügeltüren. © Tesla/TESLA/AAP/dpa

München/ Los Angeles – Tesla-Chef Elon Musk setzt für die Zukunft des Elektroauto-Herstellers auf ein Robotaxi – und einen selbstfahrenden Bus. Das Taxi mit dem Namen "Cybercab" hat zwei nach oben öffnende Flügeltüren und sieht aus wie ein Coupé auf Basis des Tesla-Bestsellers Model 3.

Robotaxi und Robovan: Münchner Prof kritisiert Musks Tesla-Vorstellung

Das "Cybercab! werde es auch zu kaufen geben – und es solle weniger als 30.000 Dollar kosten, sagte Musk. Tesla wolle die Produktion des Fahrzeugs voraussichtlich 2026 beginnen. Zugleich räumte der Tech-Milliardär ein, dass er dazu neige, zu optimistisch bei Zeitplänen zu sein. 

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Zunächst solle Software zum autonomen Fahren, bei der Menschen nicht eingreifen müssten, im kommenden Jahr in Texas und Kalifornien in den aktuellen Fahrzeugen Model 3 und Model Y auf die Straße kommen. Musk will nach wie vor nur mit Kameras und Software ohne teure Technik wie die Laser-Radare anderer selbstfahrender Autos auskommen.

Außerdem präsentierte Musk einen futuristisch aussehenden selbstfahrenden Bus mit dem Namen "Robovan", in den bis zu 20 Personen passen. Die keilförmige Front erinnert etwas an frühere Zukunftsvisionen für Lokomotiven. Die "Robovan" könnten auch Güter befördern, sagte Musk. Es gab keine Angaben dazu, wann die Fahrzeuge auf die Straße kommen könnten. 

 

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Wiesn-Shuttle-Wissenschaftler ordnet Tesla-Robotaxi ein

Auf die vollmundige Ankündigung aus Kalifornien reagieren nun die hiesigen Experten in Sachen autonomes Fahren: Markus Lienkamp ist Professor für Fahrzeugtechnik an der TU München und mit beteiligt am Versuch von "MCube" rund um das autonome Wiesn-Shuttle, das heuer zum ersten Mal gefahren ist

Zum Auftakt der Test-Phase des Wiesn-Shuttles kamen (v.l.) Sabine Effner vom Mobilitätsreferat, TUM Präsident Prof. Thomas F. Hofmann, Wissenschaftsminister Markus Blume, OB Dieter Reiter, Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner, Prof. Markus Lienkamp und MCube Geschäftsführer Oliver May-Beckmann.
Zum Auftakt der Test-Phase des Wiesn-Shuttles kamen (v.l.) Sabine Effner vom Mobilitätsreferat, TUM Präsident Prof. Thomas F. Hofmann, Wissenschaftsminister Markus Blume, OB Dieter Reiter, Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner, Prof. Markus Lienkamp und MCube Geschäftsführer Oliver May-Beckmann. © Hannes Magerstädt

Lienkamp ist also einer, der ganz genau Bescheid weiß über diese Technologie. Und er findet in einem Video auf Linkedin deutliche Worte. Es seien "gut gelungene Designmodelle. Die wurden aber nur auf einem abgesperrten Gebiet gezeigt - und angeblich wurde das auch vorher kartiert". Die technische Herausforderung, die Autos fahren zu lassen, seien also "relativ gering".

Schaut aus wie ein stinknormaler VW-Bus, fährt aber von alleine: Das ist Edgar, der autonome Bus, den die TU München entwickelt hat. Zur Wiesn ist er wieder im Einsatz.
Schaut aus wie ein stinknormaler VW-Bus, fährt aber von alleine: Das ist Edgar, der autonome Bus, den die TU München entwickelt hat. Zur Wiesn ist er wieder im Einsatz. © TU München/MCube

"Lade Musk gerne auf die Wiesn ein": Münchner Prof zu Tesla-Robotaxi

Dass das Robotaxi 2027 bereits verfügbar sein soll, heißt für Lienkamp, "dass Tesla die Technologie heute noch nicht beherrscht". Die Konkurrenz, das Google-Tochterunternehmen "Waymo", sei "Tesla schon mal etwa fünf Jahre voraus, weil sie vor zwei Jahren schon damit in Serie gegangen sind". 

Klar ist für Lienkamp außerdem: "Tesla wird nicht in der Lage sein, die bestehende Flotte mit autonomem Fahren zu updaten". Dazu fehle die Redundanz bei Lenkung, Bremse und Bordnetz. Außerdem reichten Kameras nicht aus "als alleinige Sensorik". 

Auf seine Kritik folgt aber auch eine Einladung: "Um zu sehen, wie weit Tesla wirklich ist, lade ich gerne Elon Musk ein, seine Software bei uns auf der Wiesn zu zeigen", sagt Lienkamp.

 

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