Terror-Waffenkurier in München vor Gericht

Prozess ab Montag: Acht Tage vor den Terroranschlägen in Paris wird ein Mann mit Sprengstoff und Gewehren verhaftet. In seinem Auto transportiert der Mann ein wahres Waffenarsenal.
John Schneider |
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Immer wieder Ziel von Terroranschlägen: Paris steuerte auch der jetzt vor Gericht stehende Waffenkurier Vlatko V. an.
dpa/Schleierfahnder Rosenheim Immer wieder Ziel von Terroranschlägen: Paris steuerte auch der jetzt vor Gericht stehende Waffenkurier Vlatko V. an.

München - Der weiße Golf, der da am 5. November 2015 über die A8 in Richtung München fuhr, kam den Rosenheimer Schleierfahndern verdächtig vor. Sie stoppten den Wagen mit dem montenegrinischen Kennzeichen und kontrollierten auf einem Parkplatz in Bad Feilnbach Fahrer und Fahrzeug.

Was sie fanden, war ein regelrechtes Waffenarsenal: Zwei Handgranaten, acht Kalaschnikows, TNT mit Sprengzünder, zwei Pistolen, ein Revolver und die dazu gehörige Munition – kunstvoll unter der Motorhaube und der Verkleidung des Golf verstaut.

Im Navi war Paris als Ziel eingespeichert

Dass der 51-Jährige am Steuer mit den Waffen wohl nach Paris unterwegs war, ergab sich aus den Daten seines Navigationsgerätes, aber auch aus einem mitgeführten Zettel. Acht Tage später wurde die französische Hauptstadt von einer Terrorwelle erschüttert, die das Leben von 130 Menschen kostete. Spätestens zu diesem Zeitpunkt musste die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass der Waffenkurier mit Ziel Paris im Auftrag des islamistischen Terrors arbeitete.

Lesen Sie hier: Bayerische Attentäter: Die Spur führt nach Saudi-Arabien

Über die Monate erhärtete sich dieser Verdacht. Am 17. Mai erhob die Staatsanwaltschaft schließlich Anklage. Ab Montag muss sich Vlatko V. nun vor dem Münchner Landgericht unter anderem wegen Beihilfe zur Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat sowie unerlaubter Einfuhr von Kriegswaffen verantworten.

Vlatko V. bekommt einen Anruf von einer französischen Nummer

Die Verbindung nach Paris wurde noch durch ein weiteres Indiz erhärtet. Nach seiner Festnahme bekam Vlatko V. noch einen Anruf von einer französischen Telefonnummer. Auch die soll auf dem oben erwähnten Zettel notiert gewesen sein.

Doch mehr als ein Verdacht ist es nicht. Zwar gehen die Ermittler davon aus, dass Vlatko V. die Waffen in Paris bei einem Terroristen abliefern sollte. Doch Genaues weiß man nicht über die Zusammenhänge, der Adressat der Waffen ist nach wie vor unbekannt. Vlatko V. aber habe aufgrund des Sprengstoffes und der Waffen (Kalaschnikows wurden auch bei dem Anschlag auf die Charlie Hebdo-Redaktion verwendet), die er transportierte, davon ausgehen müssen, dass er Terroristen zuliefert. Der Sprengstoff mit Zünder war geeignet, Selbstmordanschläge auszuführen.

Was war das Motiv?

Der 51-Jährige selbst schwieg sich nach seiner Verhaftung zunächst aus. Das ARD-Magazin "Fakt" recherchierte damals aber in der Heimat des Angeklagten und fand heraus, dass der Mann als Saisonarbeiter auf einem Weingut tätig war. Er soll hohe Schulden gehabt haben.

War dies das Motiv für Vlatko V., den Auftrag für den Waffentransport anzunehmen? Ihm sollen 2000 Euro dafür versprochen worden. Religiöse Motive sollen keine Rolle gespielt haben.

Das Gericht hat drei Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll am 17. August gesprochen werden.

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