Temporäre Radl-Streifen in München sind wieder gestrichen

München - Es wirkte wie ein letzter, ein bisserl verzweifelter Appell kurz vor einer Abstimmung, deren Ergebnis absehbar war. Stadträtin Gudrun Lux (Grüne) probierte es trotzdem und sagte: "Bei dem schlechten Wetter ist es umso wichtiger, dass wir die Pop-up-Radwege erhalten – und so sicheres Radln gewährleisten." Der Wunsch der Grünen: Die gelben Pop-up-Radwege an fünf Orten an der Stadt müssen bleiben.
Twitter-Post sorgt für Aufregung
Grund für die Aufregung unter den Grünen war auch ein Twitter-Beitrag von SPD-Fraktionschefin Anne Hübner. Die hatte bereits einen Tag vor der Sitzung geschrieben: "Nach leeren Schanigärten brauchen wir im kommenden Winter nicht auch noch leere Pop-up-Bikelanes. Flexible Aufteilung des Straßenraums je nach Jahreszeit macht Sinn, bis bauliche Lösungen realisiert werden können."
Für diese Lösungen und auch für die Rückkehr der Provisorien ab April 2021 setze die SPD-Fraktion sich ein. Hübner schreibt weiter: "Bis dahin können Schwächen analysiert und behoben werden."
Am Mittwoch im Mobilitätsausschuss blieb die Rathaus-SPD bei ihrer Meinung. Und stimmte gemeinsam unter anderem mit der CSU- und FDP-Fraktion für den Abbau der Radwege am 31. Oktober.
Stadtrat Nikolaus Gradl (SPD) gab zu: "Ich bin Radfahrer – aber auch Autofahrer." An der Rosenheimer Straße seien die Kapazitäten für Autofahrer mehr als halbiert worden. Eine zusätzliche Erschwernis auf eh schon überlasteten Straßen.
Einen weiteren Punkt für den Abbau nannte CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl: Die Pop-up-Radlwege hätten teils den ÖPNV verlangsamt. Pretzl fehle zudem eine solide Evaluierung. Er sagte: "Uns fehlen etwa noch Erkenntnisse dazu, ob der Autoverkehr durch die provisorischen Radwege auf andere Straßen ausweicht."
Autoclub "Mobil in Deutschland" triumphiert
Und letztendlich sprach auch OB Dieter Reiter (SPD) ein Machtwort. Er sagte: "Wir wollen die Verkehrswende. Aber mit vernünftigen Regelungen, nicht mit Provisorien."
Der Autoclub "Mobil in Deutschland" triumphierte am Mittwoch: "Es bleibt zu hoffen, dass Pop-up-Radwege niemals mehr im Münchner Straßenraum auftauchen. Sie verstoßen gegen die Straßenverkehrsordnung und erzeugen nur Ärger." Club-Vorsitzender Michael Haberland droht: "Sollte die Stadt nächstes Jahr wieder dieses völlig ideologische Projekt anstoßen, werden wir vor Gericht ziehen."